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Griechenland: Land der Ruinen

Griechenland versinkt im Chaos. Seit Tagen liefern sich jugendliche Randalierer erbitterte Gefechte mit der Polizei. Die Unruhen drohen das Land und sein politisches System in eine dauerhafte Krise zu stürzen.

Griechenland droht in eine Staatskrise zu stürzen. Die Polizei scheint machtlos, die Regierung ratlos, wie sie auf die Gewaltorgien der Chaoten antworten soll, die seit dem vergangenen Samstag Abend für Abend durch die Straßen ziehen, Autos zerstören, Geschäfte verwüsten und ganze Kaufhäuser in Flammen aufgehen lassen. Hinter ihren Zerstörungsfeldzügen ist zwar keine politische Idee und kein soziales Anliegen zu erkennen. Aber die Ursachen dieses Ausbruchs der Gewalt sind durchaus politisch: sie liegen in der jahrzehntelangen Vernachlässigung der griechischen Schulen und Universitäten, den sozialpolitischen Versäumnissen und der hohen Jugendarbeitslosigkeit – Probleme, die keine Regierung seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie 1974 ernsthaft angepackt hat. Sozialwissenschaftler, Politologen und Kommentatoren warnten seit Jahren vor dem Gewaltpotenzial, das da heranwuchs. Wie groß es ist, zeigt sich jetzt. Glaubte die Polizei bisher, sie habe es mit einigen hundert militanten Anarchisten zu tun, so zeigt sich nun: es sind tausende.

Die Ausschreitungen haben nicht nur große Teile Athens und anderer griechischer Städte in Trümmerfelder verwandelt. Sie erschüttern mittlerweile auch die Grundfesten des politischen Systems. Schuld daran tragen auch jene Oppositionspolitiker, die nun versuchen, auf den lodernden Feuern ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen. Jetzt zu „friedlichen“ Demonstrationen aufzurufen, wie Oppositionspolitiker es tun, zeugt entweder von gefährlicher politischer Naivität oder mangelndem Verantwortungsbewusstsein. Die mögen hoffen, dass die konservative Regierung diese Chaostage nicht überlebt – eine Erwartung, die sich wahrscheinlich erfüllen wird. Doch jetzt steht für Griechenland zu viel auf dem Spiel, um nur an die nächsten Wahlen zu denken. Statt demonstrierend durch die Straßen zu ziehen und den Vorwand für neue Gewaltakte zu liefern, sollten die griechischen Politiker daran arbeiten, den Konsens der Demokraten, den sie in den vergangenen Jahren leichtfertig verspielt haben, wiederherzustellen. Sonst stürzen die Unruhen das Land wirklich in eine Staatskrise.

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