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Griechischer Ökonom fordert Euro-Austritt: Der Anti-Varoufakis

„Griechenland muss sich vom Euro befreien“, fordert Costas Lapavitsas. Der griechische Ökonomieprofessor Lapavitsas ist der Gegenspieler von Finanzminister Yanis Varoufakis im eigenen Lager. Ein Kurzporträt.

Er trägt bei seinen Auftritten im Fernsehen gerne mal Krawatte und Anzug. Costas Lapavitsas sieht im Vergleich zu dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis aus wie ein Londoner Banker. Doch der Eindruck täuscht. Inhaltlich steht Lapavitsas, der als Ökonomieprofessor an der University of London lehrt, für den radikal linken Flügel der Syriza-Partei. Während Varoufakis sich immer für einen Verbleib seines Landes im Euro ausgesprochen hat, ist Lapavitsas der Medien-Star der anderen Seite, der Euro-Austritts-Befürworter, und macht damit dem Finanzminister das Leben schwer.

Erst am Montag forderte Lapavitsas, der regelmäßig für den britischen „Guardian“ Kolumnen schreibt, in einem Kommentar: „Um die Austeritätspolitik loszuwerden, muss sich Griechenland vom Euro befreien.“ Die Einigung, die die neue griechische Regierung mit den EU-Geldgebern geschlossen habe, kaufe der Regierung nur etwas Zeit. Die Umsetzung der Wahlversprechen könne Syriza aber vergessen, wenn die Partei an der gemeinsamen Währung festhalten wolle. Dass die EU-Geldgeber trotz der Probleme Griechenlands an der Austeritätspolitik und am vorgeschriebenen Haushaltsüberschuss festhielten, sei eine „rachsüchtige Verrücktheit“.

Dass sich die beiden Ökonomen Varoufakis und Lapavitsas nicht leiden können, ist in Griechenland ein offenes Geheimnis. Auf seinen Gegenspieler angesprochen, warf Varoufakis ihm kürzlich in einem Fernsehinterview vor, seine persönliche Karriere auf einem „Grexit“ aufbauen zu wollen. Varoufakis und Lapavitsas bilden die Anti-Pole des Syriza-Bündnisses. Lapavitsas war schon zu Beginn der Krise der Überzeugung, das Festhalten am Euro sei ein Fehler. Er gehörte damals genau wie Varoufakis zu den wirtschaftlichen Beratern der Parteispitze. Diese war lange zwischen Euro-Austritt und Euro-Verbleib hin- und hergerissen, entschied sich dann für die Euro-freundlichere Linie.

Vor der Wahl hat sich Lapavitsas zurückgehalten, in Interviews betonte er stets, dass seine Ansichten nicht Parteilinie seien. Die Syriza-Vorhaben bezeichnet er als „milden Keynesianismus“. Nun aber sitzt Varoufakis in der Regierung, und Lapavitsas ist für Syriza ins Parlament gewählt worden. Derweil wächst die Unzufriedenheit bei vielen Syriza-Wählern – und Lapavitsas wird wieder sehr deutlich: „Die Hoffnung, radikale Änderungen innerhalb der gemeinsamen Währung schaffen zu können, ist vorbei.“

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