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Meinung: Großer Vogel, große Probleme Von Alfons Frese

Die Kosten dieser Notbremse sind atemberaubend. Weil Airbus die Auslieferung des Großflugzeugs A 380 um mindestens ein halbes Jahr verschiebt, stürzte die Airbus-Mutter EADS an der Börse ab: Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern war am Mittwoch sieben Milliarden Euro weniger wert als am Dienstag.

Die Kosten dieser Notbremse sind atemberaubend. Weil Airbus die Auslieferung des Großflugzeugs A 380 um mindestens ein halbes Jahr verschiebt, stürzte die Airbus-Mutter EADS an der Börse ab: Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern war am Mittwoch sieben Milliarden Euro weniger wert als am Dienstag. Das war nur die erste panische Reaktion des Kapitalmarkts. Airbus selbst befürchtet wegen der Verzögerung rund zwei Milliarden Euro weniger Gewinn. Darin ist Schadenersatz noch nicht berücksichtigt. Schon vor einem Jahr, als erstmals die Auslieferung verschoben wurde, waren Kompensationszahlungen fällig. So wird es auch jetzt kommen. Bei den Emirates aus Dubai, mit 43 Bestellungen der größte Kunde, ist von „verzögerten Expansionsplänen und beeinträchtigten Einnahmen“ die Rede. Dafür wird der Geschäftspartner geradestehen müssen. Andernfalls drohen Abbestellungen oder die Abschreckung potenzieller Kunden. Denn selbstverständlich muss Airbus ein Vielfaches der aktuell verkauften 159 Großflugzeuge absetzen, um in den nächsten Jahrzehnten die enormen Entwicklungskosten zu verdienen.

Das wird jetzt nicht einfacher, wie die jüngste Bestellung von Singapore Airlines bei Boeing belegen. Der amerikanische Hersteller wird zweifellos von den Schwierigkeiten bei Airbus profitieren. Umgekehrt zahlt Airbus nun für das Risiko, das im Bau eines völlig neuen und unerhört großen Vogels steckt. Die Komplexität verlangt ihren Preis. Unternehmen aus vielen Ländern, übrigens inklusive USA, sind an diesem einzigartigen Produkt beteiligt. Bei den riesigen Anforderungen an Ingenieurkunst, Planung, Organisation und Logistik liegen Pannen in der Natur der Sache. Offenkundig haben sich jetzt die Schwierigkeiten aber derartig kumuliert, dass die Verantwortlichen mit voller Kraft auf die Bremse gestiegen sind. Das bedeutet nicht das Ende des großen Flugzeugs, auf das der wachsende Luftfahrtmarkt ja durchaus wartet – nun aber länger. Und wenn schon der Marketingchef die Verzögerung „peinlich“ nennt, dann zeigt das, wie weh der Rückschlag tut.

Seiten 2 und 17

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