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Meinung: Grüner Parteitag: Kernfusion

Manche grundlegende Änderung lässt sich besonders gut an der veränderten Sprache ablesen. Siehe die Grünen: Nächstes Wochenende laden sie nach Stuttgart zur Bundesdelegiertenkonferenz, wie es politisch korrekt heißt.

Manche grundlegende Änderung lässt sich besonders gut an der veränderten Sprache ablesen. Siehe die Grünen: Nächstes Wochenende laden sie nach Stuttgart zur Bundesdelegiertenkonferenz, wie es politisch korrekt heißt. Aber selbst die so genannten Linken sprechen nur noch von einem Parteitag. Gewählt wird mit Claudia Roth, der aufgeklärten Linken, auch nicht eine neue Bundessprecherin, sondern eine Parteivorsitzende. So gehen die Grünen immer weiter, von der normativen Kraft des Regierens gezwungen. Roth und Jürgen Trittin sind, zum Beispiel, gegen Blockaden der Castor-Transporte, obwohl die Anti-Atomkraft-Bewegung auch in dieser Ausprägung zu den konstituierenden Elementen der Grünen gehört. Diese beiden halten die Spannung aus zwischen Konsens und Protest; und die Mehrheit der Linken steht dazu. Das hören die Realos gerne. Denn eine schlichte Erkenntnis wird sie alle in dieser Woche, der vor dem Parteitag, und in den folgenden vor den beiden Landtagswahlen weiter zueinander bringen: Die Zeiten, nicht wahr, die ändern sich. Mit ihnen ändern sich die handelnden Menschen, die Themen, die Inhalte, die Antworten. Niemand steht so symbolhaft dafür wie Joschka Fischer, der Präsident der Grünen. Trittin verteidigt ja gerade schon wieder die Atomtransporte. Und Fritz Kuhn, der Parteichef und Ober-Realo, beharrt gegen das Kanzlerwort auf einer Verschärfung der Ökosteuer nach 2003. Mit solcher Politik können beide Strömungen gut leben. Weil sie längst nicht mehr weit voneinander entfernt sind. In der Sprache nicht, und auch nicht in den Inhalten. Über das Ziel sind sich Realos und Linke ohnedies einig: Regieren ist besser als Opponieren. Das werden die Grünen jetzt zeigen, auf dem Parteitag und bei den Landtagswahlen.

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