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Gül in Deutschland: Mit Grundhärte

Alle Welt schaut auf China, doch Europa sollte darüber die Türkei nicht aus den Augen lassen.

Er redet nett, lächelt freundlich, macht nicht so eine finstere Miene – Abdullah Gül, der Präsident der Türkei. Kollege Christian Wulff hat ihn sehr freundschaftlich begrüßt und das strategische Potenzial der Beziehungen hervorgehoben.

Es ist ja wahr: Die Türkei mit ihrer boomenden Wirtschaft und ihrer außenpolitischen Ambition als Mittler zwischen den Welten ist längst kein Bittsteller mehr, sondern bald eine regionale Supermacht. Alle Welt schaut auf China, Europa sollte darüber die Türkei nicht aus den Augen lassen. In dieser Richtung war Wulff, der ohnehin im Verhältnis zu diesem Staat einen Teil seiner Räson sieht, sehr deutlich.

Aber, und jetzt kommt die Kehrseite, Gül hat seinerseits klargemacht, dass nicht nur Premier Recep Tayyip Erdogan über eine Grundhärte im Umgang mit dem Westen verfügt: als er im Vorfeld das deutsche Einwanderungsrecht kritisierte, wonach künftige Ehepartner aus der Türkei vor ihrer Einreise Deutschkenntnisse nachweisen müssen. Für Gül ein Bruch der Menschenrechte.

Wäre das von Erdogan gekommen, es hätte den Besuch belastet; und wenn Wulff die Sache nicht mit ein, zwei Sätzen weggeredet hätte, wäre es weithin aufgefallen. So aber wird Anerkennendes für die gewachsene internationale Verantwortung der Türkei die Leitmelodie bleiben. Das soll Gül sagen: Die Deutschen haben auch eine nette Seite.

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