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Meinung: Guter Rat darf teuer sein

Die Regierung braucht zuweilen Berater – aber nicht fürs Image

Von Robert Birnbaum

Braucht Politik Beratung? Ja, in rauen Mengen! Muss das Millionen Euro kosten? Ja, manchmal muss es das. Manchmal sollte es lieber nicht. Ein kompliziertes Thema also? Nein. Im Grunde ist die Sache mit den Beratern und ihren Verträgen einfach.

Dass Politik Rat von außen braucht, steht außer Frage. Sie bekommt ihn ja auch, größtenteils ungebeten. Von unsereinem zum Beispiel in Kommentaren wie diesem – ganz umsonst. Von den amtlich beim Bundestag gemeldeten Lobbyisten wie von den nicht- amtlichen, denen kein Politiker ausweichen kann. Das fängt beim Maurer im Wahlkreis an, der dem Nachbarn Abgeordneten beim Schützenfestbier sein spezielles Leid mit dem Steuerrecht klagt. Es hört beim Konzernchef nicht auf, der beim Stehempfang das Ohr des Herrn Minister sucht.

Das alles ist keine illegitime Einflüsterung, sondern so unvermeidlich wie notwendig, damit der Politiker den Kontakt mit der Wirklichkeit nicht verliert. Eins der Probleme der Politik heißt ja Betriebsblindheit. Verstärkt wird sie durch Parteiprogramme, Traditionen, Flügelzugehörigkeiten – lauter Verpflichtungen, die den klaren Blick auf Probleme und Lösungen trüben, und das vermutlich stärker, als es Traditionen und Managementtheorien in der Wirtschaft tun.

Aber schon in der Wirtschaft ist der Widerstand der Konvention gegen die Innovation so stark, dass das Berater-Gewerbe blüht. Einem Bonmot zufolge bezahlen Unternehmer den Beratern teures Geld dafür, dass die ihre Mitarbeiter ausfragen, was sie besser machen würden. Das Bonmot beschreibt die Tätigkeit der alerten Menschen mit den Aktenköfferchen gar nicht so falsch. Natürlich könnte der Unternehmer seine Mitarbeiter selber fragen. Aber er bekommt vielleicht nicht immer die richtige Antwort. Außerdem müsste er mutig sein. Es ist teuer für eine Geschäftsleitung, aber viel bequemer, Leute hinauszuwerfen oder Strukturen umzustürzen unter Berufung auf ein externes Gutachten.

Damit haben wir die zwei Elemente beisammen, die Beratung auch in der Politik sinnvoll machen können: Zum einen ist es ab und an nützlich, sich neben den vielen ungebetenen auch einen selbst erbetenen Rat einzuholen. Das kann relativ billiger werden mit Experten-Runden und -Gremien, das kann teurer werden, wenn es um spezielle Probleme geht. Zum anderen gilt für den politischen wie für jeden wirtschaftlichen Betrieb: Gegen die Blindheit von innen hilft oft nur der Blick von außen.

Dass ein Minister Rudolf Scharping sich also beim Umbau der Bundeswehr Rat von Unternehmensberatern holte und sein Nachfolger Peter Struck ihn sich wieder holt – prinzipiell nichts dagegen. Ob es nicht effizienter wäre, erst den Sachverstand im eigenen Hause zu mobilisieren, darüber kann man debattieren. Ob der Rat sein Geld wert war – auch das ist diskutabel. Und natürlich muss der Auftrag korrekt vergeben worden sein.

Eine andere Sorte bezahlten Rat aber gibt es, die macht uns immer wieder ratlos. Die nennt sich PR und Imageberatung. In einer Welt, in der Produkte durch geschickte Aufmachung und Werbung an den Kunden gebracht werden, macht Politik ja gewiss keine Ausnahme. Nur dass wir als Steuerzahler dafür berappen sollen, wie man uns als Bürger und Wähler am besten umgarnt – das ist irgendwie doch ein wenig widersinnig.

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