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Ab hier übernimmt wieder Seehofer? Verteidigungsminister zu Guttenberg hinterlässt auch in der CSU eine personelle und politische Lücke.

© DAPD

Guttenberg-Nachfolger: Die letzte große Frage

Mit Guttenberg hat die CSU einen ihrer größten Hoffnungsträger verloren. Das heißt aber auch: Parteichef Horst Seehofer steht wieder allein an der Spitze.

Es wäre billig, dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zu unterstellen, er freue sich insgeheim über den Rücktritt des Freiherrn zu Guttenberg. War es doch eben jener Seehofer, von dem es immer hieß, niemand müsse Guttenberg mehr fürchten als er, der ihn erst in die hohe politische Umlaufbahn schoss. Seehofer machte Guttenberg zum General der Partei, Seehofer beförderte ihn ins Amt des Bundeswirtschaftsministers, und Seehofer sah, dass es auf dem Posten des Verteidigungsministers mit Guttenberg eine Chance für die CSU geben würde.

Eine Chance für Guttenberg noch dazu: Wenn er dieses Amt, das härteste der Regierung neben dem des Finanzministers, unbeschadet überstehen würde, dann stünde ihm alles offen. Nun ist es anders gekommen, Guttenberg hat das Amt nicht überstanden – den Sturz aus großen Höhen kann er dennoch überstehen. Er wird nicht am Boden zerschellen, das lässt sein Naturell nicht zu, aber die CSU ebenso wenig, auch und gerade Seehofer nicht.

Weniger, weil der persönlich ohne Fehl wäre. Im Gegenteil, und das hat in der CSU quasi Tradition. Viel mehr gilt das, weil die Christlich-Soziale Union nicht gesegnet ist mit Führungskräften, die geeignet sind, Wähler in hellen Scharen anzuziehen. Die an der Spitze wirken doch eher farblos, selbst uninspiriert und nicht andere inspirierend, manche sogar eher abschreckend ob des unbedingten Karrierewillens, der ihnen ins Gesicht geschrieben steht. Die Söders, Dobrindts, Haderthauers, ihnen allen fehlt Flair, Appeal, das besondere Eigene. Die CSU hat darum auch keinen Anti-Star, der eben darin Kult werden könnte, einen Olaf Scholz gewissermaßen. Dessen Solidität und Sprödigkeit, verbunden mit spitzem Witz, Härte und Schläue, kann eine Mehrheit der Bevölkerung auch beeindrucken, wie man in Hamburg sieht.

So ist denn die eine große Frage noch zu beantworten: Kehrt Guttenberg der Politik ganz den Rücken oder nicht? Wieder wird es Seehofer sein, dem eine herausragend wichtige Rolle zukommt. Er wird sie möglicherweise überraschend ausfüllen, wie er sich ja öfters überraschend verhält.

Als erratisch und sprunghaft und manisch selbstbezogen wird Seehofer beschrieben. Der CSU- Chef weiß aber schon auch, wo Mehrheiten abzuholen sind. Er ist zuverlässig in seinem Machtbewusstsein. Und kann mitunter mutig sein. Ein Beleg: Keiner in den vergangenen Jahrzehnten hat die konservative Partei so radikal verjüngt und verändert, siehe die Einführung der Frauenquote.

Es stimmt, solange er an der Spitze steht, will er unangefochten sein, wer ihn anficht, mit dem rauft er. Doch auch Seehofer ist klar, dass einer nach ihm kommen wird – nur will er den bestimmen, denn das wäre nach den Schlachten der Vergangenheit ein kleiner Triumph. Das gilt nach CSU-Lesart in diesen Tagen nicht zuletzt, wenn es sich dabei um Guttenberg handeln sollte. Aber überhaupt: Wenn Seehofer ihn für die CSU retten könnte, wäre er für die mehr als eine Fußnote in ihrer Geschichte.

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