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Meinung: Häretiker sind willkommen

WO SIND DIE LIBERALEN?

Immer wenn in diesen Tagen die großen liberalen Themen dran sind, Steuersenkung, Niedriglohn, Sonderwirtschaftszone Ost – dann fällt auf, dass die Partei der Liberalen fehlt. Die FDP wartet eben gerade nicht mit klugen Initiativen, Überlegungen, Papieren auf. HansDietrich Genschers gegenwärtiges Engagement zeigt das Defizit. Früher, man wagt es bald kaum noch zu schreiben, war eine Stärke der Freidemokraten, dass sie strategisch dachten und arbeiteten. Das bedeutet, sich die relevanten Inhalte der Zeit genau vorzunehmen, nicht hopplahopp oder mit forscher Attitüde. Politisches Profil ist mehr als eine Oberflächenbeschreibung. Zum Beispiel: Aufbau Ost. Zu dem Thema passt ein Satz aus einer Streitschrift von Karl-Hermann Flach, dem legendären FDP-Generalsekretär: „Der Liberalismus entheiligt daher zwangsläufig alle Zonen, die mit vorgeschobenen Argumenten übergeordneter Art aus meist interessenbedingten Gründen für die allgemeine Debatte gesperrt werden sollen.“ Genau wie bei den Sonderzonen. Will heißen: Jede Fortentwicklung beginnt als Abweichung von der herrschenden Lehre. Der Vorwurf der Häresie ist keine Kategorie der politischen Kritik. Niemand weiß, welche Minderheit von heute die Mehrheit von morgen sein wird. In diesem Sinn werden die Liberalen vermisst: als kreative Minderheit. Da fehlen sie. Man muss sich an sie erinnern. Man muss sie an sich erinnern. cas

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