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Meinung: Halbstaatlicher Fußball

In Deutschland rollt der Ball etwas anders. Bei uns gibt es – zum Glück – keine Tycoons, Medienmultis oder Oligarchen, die sich wie anderswo in Europa zum Zeitvertreib einen Fußballklub zulegen, die Geldmaschine anwerfen und ihr Spielzeug irgendwann fallen lassen.

In Deutschland rollt der Ball etwas anders. Bei uns gibt es – zum Glück – keine Tycoons, Medienmultis oder Oligarchen, die sich wie anderswo in Europa zum Zeitvertreib einen Fußballklub zulegen, die Geldmaschine anwerfen und ihr Spielzeug irgendwann fallen lassen. In der Bundesliga muss gerechnet werden. Deutschland ist aber auch das Land der teuren WM-Arenen, des immer noch früh und frei empfangbaren Fußballfernsehprogramms und der Eintrittspreise, die im internationalen Vergleich niedrig sind. Ist das alles gewollt, kann Fußball keine Privatsache sein. Es rechnet sich ganz einfach nicht. Ein Entgegenkommen der öffentlichen Hand wie jetzt im Fall Hertha BSC ist durchaus vertretbar. Der Hauptstadtklub arbeitet oft nicht besonders professionell, hat es aber auch nicht leicht: Hertha fehlen die überregionale Aura, das Einzugsgebiet, und aus historischen Gründen spielt der Klub in einem Stadion, das die Anziehungskraft der reinen Fußball-Arenen von Hamburg, Gelsenkirchen und München nicht hat. Hilfe für Hertha darf also sein. Im Gegenzug muss der Klub, der seine dramatische Finanzlage immer wieder verschleiert, sich zu Transparenz und Kontrolle durch öffentliche Gremien verpflichten. Er muss sich ehrlich machen, wie es der Finanzexperte Jochen Esser von den Grünen formuliert. Überleben kann Hertha nämlich nur als halbstaatlicher Fußballverein. mah

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