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Hartmut Mehdorn: Retter in der Not oder "Dödel vom Dienst" ?

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Hartmut Mehdorn und der BER: Ein Mann, der das Unmögliche schaffen könnte

Drei Jahre ist die erste Terminverschiebung für die Eröffnung des neuen Berliner Flughafens schon her. Kosten explodierten, Termine wurden verschoben, doch der Tiefpunkt war noch nicht erreicht. Mit dem neuen Geschäftsführer Hartmut Mehdorn scheint sich das Blatt nun zu wenden, folgt er weiterhin seiner Strategie: Zeit - Qualität - Kosten.

Hartmut Mehdorn, der Geschäftsführer der Flughafen-Berlin-Brandenburg-GmbH, hat der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein Interview gegeben. Die gute Nachricht daraus: Das neue Terminalgebäude in Schönefeld muss nicht abgerissen werden. Die schlechte: Bei der Aufsichtsratssitzung am 25. Oktober wird Mehdorn wohl keinen neuen Termin für die Eröffnung des Flughafens BER nennen, vielleicht aber eine Zeitzone, was immer man darunter verstehen kann – kaum 2014, vielleicht 2015. Auch das ist nicht sicher.

Bauaufträge, gleich welcher Größe, werden in einem Dreieck abgewickelt, dessen Eckpunkte lauten: Zeit – Qualität – Kosten. Rutscht nur einer dieser Punkte ins Ungefähre, verlieren auch die beiden anderen ihren Halt. Die Bruttogeschossfläche des neuen Schönefelder Flughafens wurde, unter dem Eindruck des schnell wachsenden Berliner Luftverkehrs, ab 2006 von zunächst 200 000 auf 340 000 Quadratmeter erhöht. Im Hauptgebäude wurde die Einkaufszone ausgeweitet, die ursprünglich nicht vorgesehenen Nord- und Südpiers kamen hinzu. Aber weder der Zeit- noch der Kostenrahmen wurden angepasst, schlimmer noch: Die technische Ausstattung, von den Datenleitungen bis hin zum Brandschutz, blieb auf dem Stand von 2008. Es gab einen Zeitpunkt, das wissen wir jetzt, an dem die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft sich hätte ehrlich machen können: Bei der ersten – zunächst noch verlogen dementierten – Terminverschiebung im Jahre 2010 wäre es möglich gewesen, das Dilemma zu offenbaren.

Hartmut Mehdorns bisherige Leistung, so weit sie als solche für die Öffentlichkeit überhaupt sichtbar ist nach vielen Monaten des Stillstands auf der Baustelle, besteht in der Fehleranalyse und dem Ziehen von Konsequenzen. Zur Problemerkennung war auch sein technischer Geschäftsführer, Horst Amann, wohl in der Lage, zu den Schlussfolgerungen daraus nicht. Seine Ablösung nach der Bundestagswahl gilt deshalb als sicher. Wie unterschiedlich Amann und Mehdorn arbeiten, kann man am Umgang beider mit der Entrauchungsanlage und dem Brandschutz sehen. Amann gefiel sich, darin von hohen Beamten des Bundesverkehrsministeriums propagandistisch unterstützt, im Verkünden der Zahl der Fehler. Mehdorn hingegen will komplexe und derzeit nicht beherrschbare Vorgänge in Einzelschritte aufteilen und dadurch deren Lösung erleichtern. Da sich das Entrauchungssystem der Haupthalle als Ganzes nicht steuern ließ, wird es nun in drei separate Komponenten aufgeteilt, neu verkabelt und dann wieder gesamthaft gesteuert. Ähnlich wird mit dem Datennetzwerk verfahren, das mit den wachsenden Ansprüchen nicht erweitert worden war.

Zeit – Qualität – Kosten. Dass am Ende der neue Flughafen nicht nur ästhetisch, sondern auch technisch und funktional von hoher Qualität sein wird, versichern die Verantwortlichen. Aber der ursprünglich vorgesehene Eröffnungstermin wird vermutlich um fünf Jahre überschritten, die Kosten werden sich mehr als verdoppelt haben. Dass da nicht nur, wie Mehdorn es formulierte, heute ein gewisses Misstrauen zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung herrscht (ach, hätte das doch früher einmal geherrscht!), sondern auch bei den Anliegern von Tegel und Schönefeld und den Steuerzahlern insgesamt, kann niemanden überraschen. Hartmut Mehdorn hat die Chance, am Ende als der Mann gefeiert zu werden, der das Unmögliche geschafft hat. Aber mehr als eine Chance ist es nicht.

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