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Heinrich Breloer: "Thomas Mann ist ein Führer"

Porträt des Buddenbrooks-Verfilmers Heinrich Breloer

Der Mann ist ein "Mannianer". 1983 näherte sich Heinrich Breloer über die Verfilmung des Klaus-Mann-Romans "Treffpunkt im Unendlichen" über den Sohn dem Vater Thomas Mann an. 2001 dann die ganze Literatenfamilie: "Die Manns", eine dreiteilige ARD-Produktion aus sehr prominent besetzten Filmsequenzen und raffiniert punktiert mit Interviews, denen sich die Thomas-Mann-Tochter Elisabeth Mann-Borghese stellte. "Die Manns", das ist der Film zur Familie. Am ersten Weihnachtsfeiertag kommt Breloers jüngste Arbeit ins Kino: "Die Buddenbrooks" (TV- Auswertung kommt später). Die cineastische Verarbeitung des populärsten Mann-Romans hat die Kritik nicht hingerissen, auch wenn das Publikumsurteil noch aussteht.

Heinrich Breloer hat sich in seinem 66. Lebensjahr mit den "Buddenbrooks" vom eigentlichen Regisseur und Autor Breloer entfernt. Gefeiert und verehrt worden ist er wie kaum ein zweiter für seine offene Fernsehform aus Dokumentation und Spielszenen, auf die er schier zwangsläufig zuzusteuern schien. Sein Promotionsthema hieß "Persönliche Erfahrung und ästhetische Abstraktion", immer war es ihm ein Anreiz, "Geschichte zu entdecken und die eigene Geschichte kennen zu lernen". In Zusammenarbeit mit dem kongenialen Horst Königstein hat sich Breloer zu dem Fernsehhistorienschreiber der neueren deutschen Geschichte entwickelt. Die Melange aus Gefundenem und Erfundenem führte er zur Meisterschaft des Dokudramas.

Mal griff er zurück ("Speer und Er", 2004), meistens war er den Zeitläuften auf den Fersen: "Die Staatskanzlei" (1989) zur Barschel-Affäre, "Kollege Otto" (1991) zum Coop-Skandal, "Wehner - Die unerzählte Geschichte" (1993), schließlich "Das Todesspiel" (1997), seine Abrechnung mit der RAF-Romantik und mit sich selbst. Breloer galt als filmender SPD-68er. Deutsche Geschichte, deutsche Literatur, bereits 1981 realisierte er die Arnold-Zweig Adaption "Das Beil von Wandsbek", in dieser Spanne bewegte und bewegt sich der frühere Internatszögling. Seine Figuren konnten sich über zu wenig Interesse nie beklagen, Breloers Recherchewut ist legendär. Einem ist er mit mehr als mit immensem Interesse begegnet: Thomas Mann. "Dies ist ein Führer", notierte Heinrich Breloer, "dem die Deutschen hätten folgen sollen, anstatt auf den Barbaren Hitler hereinzufallen." Wann je aber hat die Ästhetik über die Realität gesiegt?

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