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Hellmut Seemann, Präsident der Klassik-Stiftung Weimar: "Wir müssen viel Geld in die Hand nehmen"

Erst wurde er ziemlich fristlos entlassen und nun in sein Amt wiedergewählt: Hellmut Seemann, alter und neuer Präsident der Klassik-Stiftung Weimar. Er mag kein Laut-Sprecher sein, doch sein Amt erfordert auch andere Qualitäten.

Im vergangenen Herbst befand der thüringische Kulturminister Christoph Matschie (SPD) als Vorsitzender des Stiftungsrates, dass Seemann nicht länger tragbar sei und teilte ihm dies eilends mit. Doch der Stiftungsrat, in dem die Vertreter der Geldgeber aus Bund, Land und Kommune die Mehrheit haben, spielte nicht mit bei der Wahl des insgeheim bereits ausgeguckten Nachfolgers. Die nunmehr ordnungsgemäß angesetzte Neuwahl erbrachte gestern die notwendige Mehrheit für Seemann.

Der 57-jährige gebürtige Heidelberger, Germanist und Jurist mit Rechtsanwaltszulassung, ist alles andere als ein Laut-Sprecher. Eine solche, auf Außenwirkung erpichte Person könnte die Klassik-Stiftung auch kaum gebrauchen: In Seemanns bisherige Amtszeit fiel die Integration der Literatursammlungen und der Kunstmuseen der Dichterstadt unter dem Dach der neu formierten Stiftung. Dann kam 2004 die Brandkatastrophe der Anna-Amalia-Bibliothek, und es galt, angesichts durchaus handfester Versäumnisse der Vergangenheit breite Unterstützung für die Rettung von Bibliothek und Beständen einzuwerben. Dass daneben nicht genügend Zeit und Energie verblieb, die von Minister Matschie angemahnte „Strahlkraft“ zu entwickeln, mag wohl sein. Dass jedoch vor jedem Strahlen die innere Konsolidierung steht, die Seemann – an der Unterstützung durch seine Direktoren ist’s abzulesen – vorzüglich gelang, muss dem stürmischen Landesminister entgangen sein.

Seemann, der vor seinem Wechsel nach Weimar sieben Jahre lang die Schirn-Kunsthalle Frankfurt/Main und zugleich die Kulturgesellschaft Frankfurt erfolgreich geleitet hat, konnte auf die Unterstützung durch Bundes-Kulturstaatsminister Neumann (CDU) zählen, der Matschies Vorpreschen als „nicht professionell“ abgewatscht hatte. Der Bund ist der bei weitem größte Finanzier der Stiftung. 154 Millionen Euro Extragelder sind für anstehende Baumaßnahmen zugesagt: den Umbau des Stadtschlosses zum Zentrum des von Seemann konzipierten „Kosmos Weimar“ sowie die Errichtung eines Bauhaus-Museums. Manch einem agiert Seemann, der auf Einvernehmen setzt, zu zögerlich. Doch das komplizierte Innenleben der Stiftung mit ihren 25 Einrichtungen erfordert nun einmal Feingefühl.

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