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Meinung: Hier kommt Alex

„Neue Mitte? Neue Wüste!

„Neue Mitte? Neue Wüste!“ vom 5. Mai

Mit Interesse habe ich die Ausführungen des Professors für Landschaftsarchitektur, Hubert Matthes, über die damalige Geländeplanung „Alexanderplatz/Park am Fernsehturm/Rathaus/Spree“ gelesen. Professor Matthes weist darauf hin, dass die von ihm beabsichtigte Absenkung des Geländes zwischen Spandauer Straße und Spreeufer durch die Aufstellung des Marx-Engels-Denkmals an dieser Stelle verhindert worden ist. Umso unverständlicher ist, dass er sich gegen die Rückversetzung des NeptunBrunnens auf seinen ursprünglichen Standort auf dem Schlossplatz ausspricht – würde doch hierdurch der Platz vor dem Rathaus frei, um dort das Marx-Engels-Denkmal aufzustellen. Um den „Wasserbezug“ beizubehalten, könnte das Denkmal in einem kreisrunden Wasserbassin in der Art des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma aufgestellt werden. Es wäre zugleich ein Bezug zu den Opfern des Marxismus-Leninismus hergestellt. Auf dem frei gewordenen Platz zwischen Spree und Spandauer Straße könnte dann die ursprünglich geplante „großräumige Ausmuldung“ vorgenommen werden.

Gegen die – unbedingt notwendige – Rückversetzung des Neptun-Brunnens auf den Schlossplatz kann auch nicht die Dauer der Aufstellung am jeweiligen Standort eingewandt werden. Entscheidend ist vielmehr der räumliche Bezug. Der Neptun-Brunnen ist offenkundig nach dem Vorbild des Vierströmebrunnens von Lorenzo Bernini auf der Piazza Navona in Rom geschaffen worden. Die lang gestreckte Form dieses römischen Platzes entspricht genau der Ausdehnung des Berliner Schlossplatzes, aber in keiner Weise dem derzeitigen Aufstellungsort.

Klaus-Peter Nießner, Berlin-Neukölln

Wer will denn das unbefriedigend gestaltete „Ensemble“ zwischen Fernsehturm und Spreeufer „als Erholungsort und Naturoase erhalten“? Weder dieses Angebot noch der „Ort der Begegnung“ am Alexanderplatz“ sind jemals angenommen worden. Dort hat sich bisher niemand wohl gefühlt; der Alex wird mühevoll zurückgebaut. Warum sollte sich das nun durch ein riesiges Wasserbecken ändern? Wer sich am Wasser wohl fühlen will, der findet genug Restaurants mit Außentischen am Spreeufer.

Ich bin entschieden gegen die Beibehaltung der alten engen Wohnblockstruktur. Auflockerung ist unbedingt erforderlich. Die zentrale Herausforderung ist, dass da nicht wieder die üblichen gesichtslosen Quadratschachteln entstehen, sondern kleine Plätze und Architektur, die versucht, historische Bezüge aufzunehmen, nicht so simpel wie im Nikolaiviertel. Wenn die Bauherren marktgerechte Preise für die Grundstücke zahlen müssen, dann weiß ich nicht, warum das „eine nicht hinnehmbare Privatisierung öffentlichen Eigentums“ sein soll, für die es „kein Mandat“ gibt. Denn es gibt auch kein Mandat für die Beibehaltung dieses ohne Mandat durchgeführten Totalabrisses des Marienviertels.

Ulrich Waack, Berlin-Lichtenrade

Zur Diskussion um die Bebauung des

Alexanderplatzes

Ich stimme denjenigen zu, die die 20 Jahre zurückliegende Beplanung des Alexanderplatzes für nicht mehr zeitgemäß erachten.

Es sollten die Fehler vermieden werden, die beim Bau des BER-Flughafens Berlin-Schönefeld auftreten. Dieser ist ja wohl jetzt schon zu klein, Startbahnerweiterungen werden diskutiert und die Nähe zu dicht besiedelten Gebieten zeigt den Fehler auf, einen Großflughafen direkt an die Stadtgrenze einer wachsenden Großstadt zu bauen.

Die Bebauung eines so markanten Platzes wie die des Alexanderplatzes sollte ebenso zeitgemäß und zukunftsorientiert sein wie der Bau eines Flughafens. Aus diesen Gründen bin ich der Auffassung, dass hier dasjenige verwirklicht werden sollte, was heute als zeitgemäß und zukunftsorientiert angesehen wird, nämlich die Schonung der Umwelt und des Klimas. Gerade der Alexanderplatz, mitten in Berlin und Europa gelegen, würde mit einer Null-Immissionsbebauung ein Zeichen für Berlin, die Bundesrepublik und Europa setzen und beispielhaft zeigen, dass andere Wege der Bebauung, nämlich eine umwelt- und klimaschonende Bebauung, für die noch unsere Kinder und Enkel uns dankbar sein werden, möglich ist. Es würde die Bauindustrie und die umweltbezogenen Technologien vor neue Herausforderungen stellen, Arbeitsplätze schaffen und zeigen, dass Berlin auch Technologiestandort sein kann.

Raymond A. Thompson,

Berlin-Charlottenburg

„Berlin braucht keine IBA-Stadtmitte“

vom 12. Mai

Wieder einmal meint ein Stararchitekt, die Bürger belehren zu müssen. Das ist überheblich. Mit dem Wort „Realitätsverlust“ polemisiert er gegen den SPD-Politiker Jan Stöß. Meiner Meinung nach ist es der Autor Sauerbruch, der hier die Wohnwünsche, den Alltag der Bürger bewusst ignoriert. Warum meint Matthias Sauerbruch sich gegen eine IBA-Stadtmitte positionieren zu müssen? Könnte es sein, dass für viele seiner ausländischen Kollegen der Wiederaufbau zerstörter Kernstädte schlicht eine Selbstverständlichkeit ist. Hat der Autor Angst, sich einem Wettbewerb stellen zu müssen? Ich unterstütze den Vorschlag von Jan Stöß.

Torsten Kopp, Wiesbaden

Jetzt meldet sich also Matthias Sauerbruch, der Frau Regula Lüscher berät, zu Wort. Seine Aussagen beschränken sich eher auf den Versuch, SPD-Parteichef Jan Stöß zu diskreditieren. Der Ton ist militant. Sein Plädoyer für einen Erhalt der Bausünden der Nachkriegsmoderne in Deutschland ungeachtet aller schlechten Erfahrungen kann ich nicht nachvollziehen. Der Autor konserviert ein eigentlich längst überholtes Schwarz-Weiß-

Denken. In der Tat eine IBA-Stadtmitte muss hier den städtebaulichen und architektonischen Status quo herausfordern.

Ob der Bau der Elbphilharmonie oder eine IBA in Wilhelmsburg wirklich sinnvoll sind, wird in Hamburg kontrovers diskutiert. In der „Zeit“ hat die Ehefrau von Herrn Sauerbruch den Bau der Elbphilharmonie gelobt und viele Hamburger, auch Altkanzler Helmut Schmidt verärgert. Plastik und Glas sind sozial; Holz und Stein sind reaktionär: Was für ein Unsinn!

Etta Ehlers, Hamburg

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