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Meinung: Hoffnung braucht Träger

Von Ingrid Müller

Nun herrscht in der SPD wieder Aufruhr, für die Wahlniederlage wird ein Sündenbock gesucht – überraschend ist es Oskar Lafontaine. Und mit ihm: Heiko Maas. Zwar stellt sich das Präsidium der Partei hinter den Wahlverlierer von der Saar, aber Parteichef Müntefering bescheinigt ihm auch, seine Strategie eines Mittelwegs zwischen Schröder und Lafontaine sei gründlich misslungen. Schon wird gestreut, der junge Mann gehöre nicht zur Führungsreserve der Sozialdemokraten. Auch dass er am Montag nicht (wie für Spitzenkandidaten sonst nach Wahlen üblich) bei der SPD Führung in Berlin war, lässt nichts Gutes ahnen. Aber ist es schlau, einem, der in diesen Zeiten für die Partei unterwegs ist, noch einmal Stöcke zwischen die Beine zu werfen?

Es sieht so aus, als mache die SPD einen Fehler, den sie gerne macht – einen, den sie früher Helmut Kohl vorgeworfen hat: Sie kümmert sich nicht um den Nachwuchs. Das aber sollte sie dringend tun. Sonst verliert die Partei womöglich nicht nur fähige Menschen aus ihren Reihen, sie wird es auch schwer haben, neue für die Arbeit zu gewinnen. Denn wer sollte für eine Partei kämpfen, wenn es nur einen einzigen Weg gibt, den von oben vorgegebenen? Wo wäre Gerhard Schröder, der mit dem „Prinzip Widerspruch“ nach oben gekommen ist, heute?

Maas ist nicht der Erste, der für Schröders Agenda die Niederlage einsteckt. Sigmar Gabriel, der Mittvierziger aus Niedersachsen mit Gespür für Politik wie kaum ein anderer in dieser Generation der SPD, wird immer noch gern abgestraft. Und lässt als Reaktion darauf wissen, während der Wahlen im September sei er segeln. Und was ist mit Christoph Matschie in Erfurt? Womit muss Matthias Platzeck nach der Brandenburgwahl in 14 Tagen rechnen? Was wird aus Wolfgang Tiefensee in Leipzig? Die Partei in ihrem Jammertal täte gut daran, alle Kräfte zu sammeln, deren Vorstellungen aufzunehmen. Und zwar die Altvorderen mit den Jungen zusammen, nicht nur die Jungen untereinander, die ja schon angefangen haben. Derzeit hat es den Anschein, als fresse der Reformkanzler seine Kinder. Fordern und fördern: ein gutes Konzept für die SPD. Sonst schwächt sie sich weiter. Denn die Partei braucht die Jungen – viel mehr als die Jungen Parteien brauchen.

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