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Horst Köhler redet: Neuer Ton, altes Lied

Es ist kein Geheimnis, dass die politische Klasse mit Horst Köhler fremdelt, während das Volk große Stücke auf ihn hält. Vielleicht gibt es da ein Missverständnis.

Es ist kein Geheimnis, dass die politische Klasse mit Horst Köhler fremdelt, während das Volk große Stücke auf ihn hält. Vielleicht gibt es da ein Missverständnis. Seine guten Werte hat sich der Seiteneinsteiger im Schloss Bellevue eher mit Kritik an der Politik verdient als mit Reformappellen. Das schwarz-gelbe Bündnis für eine marktradikale Umgestaltung der Republik, das ihn ausgesucht hatte, verlor 2005 die Wahl. Nun hat Köhler in der von seinem Vorvorgänger, dem „Ruck“-Propagandisten Roman Herzog, begründeten Reihe der Berliner Reden einen anderen Ton angeschlagen. Für den Ausgleich zwischen Industriestaaten und Habenichtsen kämpfte der frühere IWF-Chef schon immer. Neu ist sein Lob des „sozialen Rechtsstaats“ und sein Hinweis auf ungleiche Einkommen im Inland. Um daraus ein eigenes, sein Thema zu machen, hätte Köhler diese Anmerkungen freilich aus einem Wust richtiger Gedanken herausheben müssen, worauf er verzichtete. Manch einer seiner Vorgänger hat die Republik mit klaren Ansagen geprägt. Durch diesen Bundespräsidenten muss wohl erst ein Ruck gehen, bevor er eine Botschaft mit ähnlicher Wirkung findet.hmt

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