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Meinung: „Ich bin der Mann fürs …

… Grobe.“ Rainer Speer hat, als Ministerpräsident Manfred Stolpe ihn 1999 zum Chef der Staatskanzlei machte, keinen Hehl daraus gemacht, was er als wichtigste Aufgabe ansieht: „Den Boden für Matthias Platzeck bereiten.

… Grobe.“

Rainer Speer hat, als Ministerpräsident Manfred Stolpe ihn 1999 zum Chef der Staatskanzlei machte, keinen Hehl daraus gemacht, was er als wichtigste Aufgabe ansieht: „Den Boden für Matthias Platzeck bereiten.“ Tatsächlich hat der bullige Strippenzieher maßgeblich darauf hingewirkt, dass Stolpe das Zepter überraschend im Sommer 2002 an den „Kronprinzen“ Platzeck abgab. Die Strategie zahlte sich aus: Platzeck konnte sich rechtzeitig als „Landesvater“ profilieren. Auch dadurch wurde die SPD trotz widriger politischer Gesamtlage bei der Wahl wieder stärkste politische Kraft.

Dass Platzeck den Freund und Vertrauten – er lernte in der DDR Betriebsschlosser, flog von der Offiziersschule, leitete einen Jugendklub und restaurierte zeitweise Möbel – jetzt zum Finanzminister machen will, ist nicht überraschend. Der 45-Jährige hat schon in den letzten Jahren im Hintergrund die Weichen als eiserner Sparkommissar gestellt. Einen solchen braucht Brandenburg, das über seine Verhältnisse lebt, mehr denn je: Die Haushaltslage ist desaströs, das hochverschuldete Land muss bis 2010 die Neuverschuldung von einer Milliarde auf null senken. Speer wird gefürchtet, er hat den Ruf, sich knallhart durchzusetzen. Und er wird, was für den Job nicht unwichtig ist, von CDU-Landeschef Jörg Schönbohm geschätzt. Das vermindert das Risiko von Reibereien, wie es sie ständig zwischen Schönbohm und Finanzministerin Dagmar Ziegler (SPD) gab.

Dass Speer unbequeme Wahrheiten aussprechen kann, hat er immer wieder bewiesen. Als Erster machte er auf die dramatischen Konsequenzen der demographischen Entwicklung Brandenburgs aufmerksam. Seine These von der Verelendung weiter Landesteile sorgte für einen Aufschrei der Empörung. Speer lapidar: „Es war eine Provokation, sie hat gewirkt.“ Er hat auch die Länderfusion mit Berlin schon frühzeitig für „tot“ erklärt, andererseits aber intensiv Behördenfusionen vorangetrieben.

Platzeck braucht Speer als Finanzminister, weil der ein gnadenloser Realist und Pragmatiker ist, der ihm an dieser Hauptfront der nächsten Jahre den Rücken freihalten kann. Allerdings können sich viele den hemdsärmlig-schnoddrigen Nach-Wende-Aufsteiger (Erkennungszeichen: Laptop und Zigarre) schwerlich in der Konferenz der bundesdeutschen Finanzminister vorstellen.

Michael Mara

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