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Meinung: „Ich bin wütend auf die Bush-Regierung“

Amerika hat ein Faible für alles Monarchische. Da ihm ein Königshaus fehlt, verherrlicht es das dynastische Prinzip.

Amerika hat ein Faible für alles Monarchische. Da ihm ein Königshaus fehlt, verherrlicht es das dynastische Prinzip. Kinder, Enkel, Urenkel treten in die Fußstapfen ihrer Vorfahren, oft unter Verwendung derselben Vor- und Nachnamen, römisch durchnummeriert: John D. Rockefeller IV., Martin Luther King III., nicht zu reden von den unzähligen John Kennedys.

Im Jahr der Kongresswahl 2006 fasziniert die Rückkehr der Söhne demokratischer Schwergewichte die USA, 26 Jahre nach dem Scheitern der Väter. Jack Carter, Sohn des 1980 abgewählten Präsidenten Jimmy Carter, kandidiert als US-Senator für Nevada. Er ist der prominenteste Vertreter einer ganzen Serie. In Iowa will Chet Culver Governor werden, in Indiana testet Evan Bayh nach seiner Wahl zum Senator seine Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur 2008.

Sie alle sind geprägt durch den Einschnitt von 1980, als die Demokraten das Weiße Haus an Ronald Reagan verloren, die Mehrheit im Senat – und den Glauben daran, dass sie ein natürliches Abonnement auf die Mehrheit im Kongress haben. Eine politische Haltung wurde damals gewählt: die des liberalen Demokraten, der im Mittleren Westen mit einer Mischung aus Weltläufigkeit und dem Eintreten für Arbeiterrechte Mehrheiten gewinnt.

Die Söhne wollen nicht als Liberale gesehen werden, das ist ein Kampfbegriff der Republikaner. Lieber als „progressiv“. Das heißt: Unsere Politik muss den Bürgern „praktischen Fortschritt bringen“. Sie dürfen nicht als zu weich bei Sicherheit und Militär gelten, müssen Respekt für Glauben und traditionelle Werte zeigen. Viele von ihnen finden spät zur Politik, die Talfahrt der Demokraten seit 1980 hatte sie lange abgeschreckt.

Jack, der offiziell John William Carter heißt, ist 59. Der erfolgreiche Investmentmanager zog vor drei Jahren nach Nevada. Als Kind arbeitete er für zehn Cent die Stunde im Lager der Peanutsfarm seines Vaters in Plains, Georgia. Mit dem Studium kam er zunächst nicht zurecht, ging auf Rat Jimmy Carters zur Navy, diente in Vietnam. Nach der Rückkehr schloss er in Nuklearphysik und Jura ab. Im Wahlkampf gegen den republikanischen Amtsinhaber John Ensign setzt er auf die Unzufriedenheit mit Präsident Bush. „Ensign stimmt zu 96 Prozent für Bushs Vorschläge.“ Sein bester Wahlhelfer ist Jimmy Carter. Der sammelt Spenden für ihn – und hat auch seinen Vizepräsidenten Walter Mondale reaktiviert.

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