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Meinung: „Ich fühle den Puls der …

… Hongkonger Bürger.“ Selbst seine schärfsten Kritiker halten ihn für ehrlich und aufrichtig.

… Hongkonger Bürger.“

Selbst seine schärfsten Kritiker halten ihn für ehrlich und aufrichtig. 1997 setzte Peking den politisch unerfahrenen Geschäftsmann Tung Chee-hwa als ersten Regierungschef der „Sonderverwaltungszone“ Hongkong ein. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern aus der britischen Kolonialzeit gab sich der 67-Jährige als ein Mann des Volkes. Mit seinem runden Gesicht und den grauen Stoppelhaaren wirkt er eher wie ein chinesischer Großvater als wie ein Politiker. Geholfen hat es dem ehemaligen Reeder nicht: Tung ist so ungeliebt wie es kein Brite je war.

Anfangs war Tungs politische Unerfahrenheit für die Hongkonger nur ein Ärgernis. Statt die Stadt vor der Finanzkrise in Asien Ende der 90er Jahre zu schützen, habe sich Tung bei Peking eingeschmeichelt, sagen die Kritiker. Auch bei der Bekämpfung von Sars habe er versagt. Ins Feuer der Kritik kam Tung jedoch erst, als er im Auftrag Pekings neue Sicherheitsgesetze durchdrücken wollte: Eine halbe Million Menschen demonstrierte 2003 gegen Tung und dessen Regierung – die größte Massendemonstration in der Geschichte der Stadt. Vergangenes Jahr gingen die Hongkonger noch einmal auf die Straße. Nun wechselt Peking ihn aus. Was ihn von den Gouverneuren der Kolonialmacht England unterscheide, wurde Tung nach seinem Amtsantritt gefragt. Er fühle besser den „Puls der Hongkonger“, antwortete er. Zumindest mit seinem Rücktritt hat Tung richtig gefühlt.

Harald Maass

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