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Meinung: „Ich habe den zweitschönsten Job“

Es gab schon mal eine Zeit, da haben sie in Hamburg Henning Voscherau angebettelt, er möge bitte, bitte antreten. Damals, 2004, waren die Bittsteller die Jüngeren in der Hamburger SPD, die den alten Granden überreden wollten, gegen Ole von Beust anzutreten.

Es gab schon mal eine Zeit, da haben sie in Hamburg Henning Voscherau angebettelt, er möge bitte, bitte antreten. Damals, 2004, waren die Bittsteller die Jüngeren in der Hamburger SPD, die den alten Granden überreden wollten, gegen Ole von Beust anzutreten. Einer von ihnen hieß Michael Neumann, damals noch stellvertretender Fraktionschef.

Es war nicht so, dass Voscherau ein Wunschkandidat war, er war nur der einzige weit und breit, dem es die Jungen zugetraut hatten. Sie selbst waren noch nicht so weit, um selbst zu kandidieren. Thomas Mirow, der antrat und verlor, galt als Ex-Senator als „falsches Signal“ an die Wähler. Der Preis, den Voscherau hätte zahlen müssen, wäre ein junges Kompetenzteam gewesen, in dem unter anderen Neumann sich für das Ressort Inneres empfehlen wollte. Aber Voscherau ließ die Jungen abblitzen, ein Grund dafür, dass die sich bis heute verraten fühlen.

Voscherau hat der SPD gerade wieder einen Korb gegeben. Und da Landeschef Mathias Petersen, der so gerne selbst angetreten wäre, sich mit der gescheiterten Urwahl disqualifiziert hat, bleibt plötzlich einer übrig, der für eine Kandidatur für die Wahl 2008 in Frage käme: Neumann. Nach Mirows Niederlage haben die Jungen es geschafft, mit ihm als Fraktionschef mehr Macht zu gewinnen. Als Kandidat gegen von Beust antreten wollte Neumann dennoch nicht. Zu früh für ihn, hieß es. Doch diese strategische Überlegung war auch feige und folgte der Einsicht, dass die Wahl gegen einen populären von Beust mit einem unbekannten Kandidaten nicht zu gewinnen sei.

Nun könnte es doch auf Neumann hinauslaufen. Der gebürtige Dortmunder („Dortmund hat eine längere Hansetradition als Hamburg“) äußert sich natürlich nicht und fährt Ski in Österreich. Aber er hat Ambitionen und folgt nun der eisernen Regel in der Politik: nicht rufen, selbst gerufen werden.

Der 37-Jährige wäre jedenfalls ein Vertreter der strukturell eher konservativen Sozialdemokraten, was sozusagen der ideale Sozialdemokrat für den Hamburger Wähler ist, wenn er sich denn für die SPD entscheidet. Neumann ist seit 1997 Mitglied der Bürgerschaft, ein Parteifunktionär mit geplanter Parteikarriere ist er nicht. Wollte man ihn vergleichen, käme einem vom Äußeren Olaf Scholz in den Sinn. In der Partei heißt es: Neumann kann nur gewinnen, verliert er, nimmt es niemand übel. Er macht es dann eben wie von Beust – wieder antreten.

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