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Wer attraktiv ist, ist begehrt.

© dpa

"Ich habe verstanden": Bisschen schön, bisschen dumm

Wer attraktiv ist, wird angehimmelt. Gut aussehende Politiker werden angeblich eher gewählt als hässliche, die Kandidaten der Rechten sehen angeblich besser aus als die der Linken - Matthias Kalle wüsste gern mehr über die Hintergründe solcher Studienergebnisse.

Am Donnerstag las ich eine Meldung, von der ich im ersten Moment nicht wusste, ob sie mich überrascht - oder ob ich das nicht alles schon irgendwie wusste. Oder zumindest ahnte. In der Meldung ging es darum, dass Menschen eher gut aussehende Politiker wählen als hässliche, und dass es aber gut aussehende Politiker eher im konservativen Lager gibt als im linken. Das, so die Meldung, sei das klare Ergebnis einer finnischen Forschergruppe. Die Forscher zeigten mehr als 2500 Menschen offizielle Politikerfotos - da die Testpersonen nicht aus Finnland stammten, die Politiker hingegen schon, wusste man nichts über das politische Wirken. Sie sollten ausschließlich über die Attraktivität urteilen. Die Forscher schreiben in ihrer Studie: "Die Kandidaten der Rechten sehen besser aus als die der Linken."

Warum das allerdings so ist, wüsste ich gerne, aber das erklärt die Studie nicht, die Forscher können nur spekulieren, zum Beispiel so: Da attraktive Menschen im Durchschnitt mehr Geld verdienen, was durch frühere Studien belegt sei, neigten sie eher zu den Konservativen. Einer der Forscher sagt auch noch: "Für schön befundene Menschen oder solche, die sich selbst attraktiv finden, denken tendenziell hierarchischer - und sind damit eher rechts." Allerdings sind sie auch dümmer.

Das ist jetzt nicht meine Meinung, Gott bewahre, man hält sich ja in diesen Tagen mit der eigenen Meinung besser zurück, sonst geht es einem noch so wie der "Bild"-Zeitung, die der Meinung ist, dass Guttenberg unbedingt im Amt bleiben müsse - diese Meinung lässt sich die Zeitung durch ihre Leser per Voting auch bestätigen. Hübscher Nebeneffekt: die 227.175 "Bild"-Leser, die bei dem Voting mitgemacht haben, mussten für ihre Stimmabgabe Geld bezahlen. Aber zurück zum Thema Dummheit: Vor einem Jahr erschien eine andere Studie, die belegte, dass Konservative einen geringeren IQ haben. Linke und Liberale seien ein bisschen schlauer. Das jedenfalls will der Psychologe Satoshi Kanzawa herausgefunden haben. Und übrigens auch ein bisschen unglücklicher, denn höhere Intelligenz führt zu höherer Unzufriedenheit mit den Verhältnissen - tatsächlich gibt es auch dafür Studien.

Bisschen schlauer, bisschen hässlicher, bisschen unglücklicher - es geht diesmal also nicht um Karl-Theodor zu Guttenberg, mir fällt zu dem Mann nichts mehr ein, um mich geht es aber auch nicht, es geht um die Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag, bei der ich traditionell nach der ersten Preisübergabe einschlafe, das ist meist die für die beste weibliche Nebenrolle. In diesem Jahr gewinnt diesen Preis ja Melissa Leo für "The Fighter", das weiß ich jetzt nicht deshalb, weil ich so schlau bin, sondern weil ich so ein Wahnsinns-Tipp-Talent habe. Ich führe zum Beispiel auch meine Bundesligatipprunde an - mit uneinholbarem Vorsprung, und das geht schon seit Jahren so. Leider vergesse ich jedes Jahr wieder den Vorschlag zu machen, man könne ja mal um Geld tippen, das ist ein bisschen unglücklich, ich weiß.

Bei den Oscars muss ich mich kein Stück aus dem Fenster lehnen, um richtig zu tippen, dass Natalie Portman und Colin Firth den Darsteller-Preis bekommen werden. Sagt eh jeder. Bei Portman finde ich übrigens: völlig zu Recht, denn ihre Leistung in dem großartigen Film "Black Swan" ist schlichtweg großartig - für beide Meinungen bekam ich bereits schon schön was zu hören, und ich habe festgestellt, dass "Black Swan" ein Männer-Film ist, obwohl es ums Ballett geht. In "The Kings Speech" mit Colin Firth geht es ums Stottern. Firth stottert die ganze Zeit. Ein Schauspieler, der einen ganzen Film lang stottert, muss schon wirklich alles falsch machen, um dafür keinen Oscar zu bekommen - einen Oscar geben die ja gerne Schauspielern, die Menschen mit Handicap spielen. Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen.

Außer, dass es vielleicht gar nicht so schwer ist, einen Menschen mit Handicap zu spielen. Einen normalen Menschen zu spielen ist wahrscheinlich viel schwerer. 1989 gewann Dustin Hoffman den Oscar für seine Rolle des Autisten Raymond in "Rain Man" - ich glaube aber, wenn es fair zugehen würde, hätte Tom Cruise in dem Jahr einen Oscar verdient (damals wusste man das ja alles noch nicht): Cruise spielte Dustin Hoffmans jüngeren Bruder Charlie, einen blöden, arroganten, gut aussehenden Arsch, der immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist - so einen normalen Typen halt. Bisschen schön, bisschen glücklich, bisschen dumm.

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