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Meinung: „Ich hatte die Verantwortung

… dafür. Das war damals mein Gefühl.

… dafür. Das war damals mein Gefühl.“

Am 26. August 2003 richteten sich die Kameras der Weltpresse auf einen gut gekleideten Mann mit Glatze und randloser Brille, der zum Royal Court of Justice in London eilte. Davor gab es von dem Mann, der vor Lord Hutton zur Irakwaffenaffäre aussagen sollte, nur ein verwischtes Schwarzweißfoto. Es wurde 1980 auf dem Flughafen Heathrow aufgenommen, als er nach seiner Ausweisung als britischer Spion aus Moskau zurückkehrte. Sein Auftritt, mit dem er zur Aufklärung des Todes von David Kelly beitragen sollte, veränderte das Leben von John Scarlett.

Eine Woche vor dem 11. September 2001 war Scarlett Chef des „gemeinsamen Geheimdienstkomitees“ (JIC) geworden – ein Posten, der bis dahin von erfahrenen Politikern, meist aus dem Oberhaus, besetzt wurde. Seine Aufgabe: das Wissen der Geheimdienste bündeln, bewerten und für die Regierung interpretieren. Es war diese Rolle, die den 56-Jährigen nach dem Irakkrieg in die Schlagzeilen brachte. Wenn er, wie von Blair geplant, am 1. August zum Chef des britischen Auslandsnachrichtendienstes MI 6 aufsteigt, wäre er der erste „C“, der nicht mehr die legendäre Anonymität der James-Bond-Filme genießt.

In Wahrheit bleibt Scarlett ein Rätsel. Wir wissen, dass er in Oxford studierte, russisch und französisch spricht und in 30 Jahren als Spion Zeit fand, eine Familie zu gründen. Und wir wissen, dass er in den Wochen vor der Veröffentlichung des Irakdossiers regelmäßig auf dem Sofa in Blairs Büro Platz nahm, um mit Kommunikationsdirektor Alastair Campbell am Text zu feilen. Ein guter „Kumpel“, wie Campbell ihn nannte.

Scarlett beharrte darauf, dass er und niemand anderes die Verantwortung für das Dossier hatte, etwa für die Behauptung, der Irak könne in 45 Minuten Massenvernichtungswaffen angriffsklar machen. Auch dafür, dass die Einschränkung, Saddam würde das nur zu seiner Verteidigung tun, wieder gestrichen wurde. „Leckte er so begeistert Blairs Stiefel“, wie der „Daily Star“ schrieb, weil er „C“ werden wollte? Lord Hutton beließ es vornehm bei der Möglichkeit, er könnte „unbewusst“ vom Wunsch Blairs beeinflusst gewesen sein, ein starkes Dossier zu haben. Der Butler-Report, der heute veröffentlicht wird, geht dem weiter auf den Grund. Scarlett, die Schaltstelle zwischen Spionen und Politikern, steht dabei im Mittelpunkt. Am Ende könnte es mit dem „C“ doch nichts werden.

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