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Meinung: „Ich sehe mich nicht als Anführer“

Dass Paul van Dyk kein gewöhnlicher DJ ist, merkt man schon daran, wie er auflegt. Ruhig und hochkonzentriert steht er hinter den Plattenspielern, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die zur Musik hüpfen, tanzen oder – schlimmer noch – mitsingen.

Dass Paul van Dyk kein gewöhnlicher DJ ist, merkt man schon daran, wie er auflegt. Ruhig und hochkonzentriert steht er hinter den Plattenspielern, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die zur Musik hüpfen, tanzen oder – schlimmer noch – mitsingen. Nur manchmal, wenn das Publikum zu seinen elegischen Elektrosounds vor Ekstase schier ausflippt, dann huscht ihm fast verstohlen ein Lächeln über das Gesicht. Alles andere, vor allem aber affektiertes Getue, lehnt Paul van Dyk ab.

Bescheidenheit ist eines der Worte, die einem bei der Beschreibung des schmächtigen Mannes unweigerlich in den Sinn kommen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum van Dyk so gut ankommt, insbesondere im Ausland. In Japan und den USA ist er ein Superstar. Die Organisatoren der US-Kampagne „Rock the Vote“ engagierten ihn deshalb im Präsidentschaftswahlkampf 2004, um Jugendliche zum Urnengang aufzurufen. Vom britischen Musikmagazin „DJ Mag“ ist er soeben von über 200 000 Fans zum weltbesten Discjockey gewählt worden. Mal wieder. Zu den weiteren Auszeichnungen des Berliners zählen Titel wie „Mann des Jahres 1999“ oder „Leader of the Trancenation“. Vor vier Wochen verlieh ihm Klaus Wowereit einen Verdienstorden.

Paul van Dyk, 1971 in Eisenhüttenstadt geboren, begann seine DJ-Karriere Anfang der 90er Jahre in Berliner Clubs wie Tresor oder E-Werk. 1994 nahm er seine erste Platte „45 RPM“ auf. Mit dem Nachfolger „Seven Ways“ gelang ihm zwei Jahre später der internationale Durchbruch, im vergangenen Jahr wurde er mit „Politics of Dancing 2“ für den Grammy nominiert. Und bei Radio Fritz moderiert er seine eigene Show.

Der Kultursender Arte widmete dem introvertierten Superstar vor einiger Zeit ein Porträt: „Paul van Dyk – God is a DJ?“ Thorsten Klauschke und Peter Scholl besuchten für ihre Dokumentation Orte seiner Kindheit in Eisenhüttenstadt oder begleiteten ein Treffen van Dyks mit dem mexikanischen Regisseur Carlos Salces, für dessen Film „Lefty’s Hand“ er die Musik schrieb. „Es ist unglaublich“, sagte Klauschke damals über die Dreharbeiten, „der Typ geht über die Straße und die Leute springen ihn regelrecht an für Autogramme.“

Paul van Dyk scheint der ganze Rummel um seine Person seit jeher unangenehm: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für jemanden interessant ist, mich privat zu erleben.“ Wirklich interessant – sprich: spektakulär – ist das tatsächlich nicht. In seiner Freizeit lädt er mit Ehefrau Natascha gerne Freunde zum gemeinsamen Essen in seine Charlottenburger Wohnung. Oder geht ins Kino. „Das ist dann auch schon alles, was den privaten und verrückten Paul ausmacht“, sagt er über sich. Etwas anderes würde auch gar nicht zu ihm passen.

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