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Meinung: „Ich verkaufe Tiefe …

… im oberflächlichsten Medium.“ Sprach der Herr, sprach Jürgen Fliege.

… im oberflächlichsten Medium.“

Sprach der Herr, sprach Jürgen Fliege. Der evangelische Pfarrer auf TV-Sonderurlaub ist für alle da. Aber alle werden weniger. Die Quote seiner werktäglichen ARD-Sendung – natürlich heißt sie „Fliege“ – ist beträchtlich gesunken. Am 15. Juli will das Erste über Fortsetzung oder Ende entscheiden. Zehn Prozent Marktanteil sind gefordert, bei 7,8 Prozent steht die Talkshow aktuell. Wenn „Fliege“ keine Zukunft haben sollte, wird der 58-Jährige den Bildschirm im Dezember räumen müssen. Nach zwölf Jahren hartem Dienst im Weinberg des Herrn und der älteren Zuschauer.

Jürgen Fliege hat seine Auftritte zur Lebensberatung und vor allem seine Popularität lieb gewonnen. Der Talkshow sind ein Institut und eine Zeitschrift angeschlossen. Gegen die Fliegen-Klatsche wehrt er sich eloquent. Dem Ersten wirft er vor, die Nöte und Sorgen des älteren Publikums zu ignorieren. Er mache, anders als die besinnungslose Konkurrenz, kein „Ablenkungsfernsehen“, er mache „Sehnsuchtsfernsehen“. Was Peter Hahne, der Gottesfürchtige im ZDF, aufschreibt, das spricht Jürgen Fliege in die ARD-Kameras. Nur treu ist seine Gemeinde nicht. Jetzt, da die „Schwarzwaldklinik“ parallel im ZDF läuft, bevorzugen immer mehr Zuschauer das „Sehnsuchtsfernsehen“ dort. Muss „Fliege“ sterben, will Jürgen Fliege wiederauferstehen: Er hätte gern eine Sonntagssendung im Stile amerikanischer Fernsehprediger. Der Mann hat eine Mission.

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