zum Hauptinhalt

Meinung: „Ich war die Rebellin“

Dass aus Drew Gilpin Faust etwas Besonderes werden würde, konnten sich ihre Eltern schon früh denken. Das Kind einer reichen Pferdezüchterfamilie, das streng erzogen auf dem Land in Virginia aufwuchs, entschloss sich im zarten Alter von neun Jahren, an Präsident Eisenhower zu schreiben.

Dass aus Drew Gilpin Faust etwas Besonderes werden würde, konnten sich ihre Eltern schon früh denken. Das Kind einer reichen Pferdezüchterfamilie, das streng erzogen auf dem Land in Virginia aufwuchs, entschloss sich im zarten Alter von neun Jahren, an Präsident Eisenhower zu schreiben. Sie forderte ihn auf, die damals noch im Land herrschende Rassentrennung zu beenden. Die Idee dazu war dem Mädchen nach einem Gespräch mit dem schwarzen Gärtner der Familie gekommen.

Wenn die 59-jährige Faust nun am 1. Juli ihr neues Amt als Präsidentin der traditionsreichen Harvard University in Cambridge antritt, reißt sie selbst alte Mauern nieder: Die Geschichtsprofessorin mit dem Spezialgebiet Amerikanischer Bürgerkrieg ist die erste Frau an der Spitze der 1636 gegründeten Eliteuniversität. Damit stehen bei vier der acht sogenannten Ivy-League- Universitäten Frauen an der Spitze. Doch Harvard ist nicht nur die älteste und reichste Lehranstalt Amerikas, mit 22 000 Angestellten und einem Drei-Milliarden-Dollar-Budget ist sie auch die einflussreichste.

Als ihr Vorgänger Lawrence Summers vergangenes Jahr unter anderem wegen des Vorwurfs in Bedrängnis geriet, Harvard würde Frauen benachteiligen, berief er Faust in eine Task Force, die sich der Sache annehmen sollte. Sie leitete damals das zu Harvard gehörende Radcliffe Institute, wo sie sich den Spitznamen „KettensägenDrew“ erwarb, weil sie nach ihrer Amtsübernahme 2001 drastische Personalkürzungen durchsetzte. Nach ihrer Ausbildung am Bryn Mawr College hatte sie ihren Abschluss an der University of Pennsylvania erworben, wo sie dann 25 Jahre lang Geschichte lehrte und Beauftragte für Frauenfragen war.

„Sie wurde erzogen, um die Ehefrau eines reichen Mannes zu werden“, sagt Fausts Freundin, die Harvard-Rechtsprofessorin Elizabeth Warren, „stattdessen wird sie die Präsidentin der mächtigsten Universität der Welt.“ In ihrer Autobiografie erinnert sich Faust an ständige Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter wegen unterschiedlicher Ansichten über die Rollenverteilung im Geschlechterkampf. „Ich war die Rebellin, die nicht nur für die Bürgerrechte und gegen den Vietnamkrieg auf die Straße ging, sondern auch unendlich lange mit ihrer Mutter kämpfte.“

Am vergangenen Sonntag entschieden auch die Männer im geheim tagenden Findungskomitee der Universität, dass sie künftig nach der Pfeife einer Frau tanzen wollen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false