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Meinung: „Im Krieg muss man hart durchgreifen“

In Amerika spotten sie, er sei der „beste Freund“ aller Kriegsverbrecher. Es sind in der Tat etwas fragwürdige Leute, denen der frühere US-Justizminister William Ramsey Clark seine Dienste als Verteidiger angeboten hat: Slobodan Milosevic, der Völkermörder vom Balkan, und sein bosnischer Handlanger Radovan Karadzic; die PLO-Führer, die hinter der Entführung des Kreuzfahrtschiffs „Achille Lauro“ steckten, bei der sie den behinderten Amerikaner Leon Klinghofer im Rollstuhl über Bord warfen; der liberianische Rebellenführer Charles Taylor; der estnische KZ-Boss Karl Linnas.

In Amerika spotten sie, er sei der „beste Freund“ aller Kriegsverbrecher. Es sind in der Tat etwas fragwürdige Leute, denen der frühere US-Justizminister William Ramsey Clark seine Dienste als Verteidiger angeboten hat: Slobodan Milosevic, der Völkermörder vom Balkan, und sein bosnischer Handlanger Radovan Karadzic; die PLO-Führer, die hinter der Entführung des Kreuzfahrtschiffs „Achille Lauro“ steckten, bei der sie den behinderten Amerikaner Leon Klinghofer im Rollstuhl über Bord warfen; der liberianische Rebellenführer Charles Taylor; der estnische KZ-Boss Karl Linnas. Nur bei einer Gruppe ist Clark stets Ankläger: wenn es um Taten der US-Regierung geht. Clark gefällt sich in der Rolle eines Michael Moore des Justizwesens.

Nun also Saddam Hussein. Clarks Generalangriff auf die Legitimität des irakischen Gerichts hat ihm sogleich Sympathien eingetragen, vor allem auf der Linken. Die Umstände des Verfahrens sind Besorgnis erregend. Zwei Anwälte aus dem Verteidigerteam des Saddam-Regimes wurden ermordet, ein dritter ist vor Todesdrohungen ins Ausland geflohen. Ein Richter musste wegen Befangenheit aufgeben – sein Bruder zählte zu Saddams Opfern. Jetzt drohte ein Raketenangriff auf das Gerichtsgebäude. Kann der Prozess überhaupt im Irak fortgesetzt werden? Empörung löste Clark jedoch aus, als er Saddams Massaker an 148 Schiiten 1982 in Dudschail rechtfertigte: „Er hatte diesen großen Krieg (gegen Iran) zu führen, da muss man hart durchgreifen.“

Clark wird in zwei Wochen 78. In den USA wirft man ihm schon lange vor, er nutze solche spektakulären Fälle für seine Eitelkeit und vernachlässige die fachliche Verteidigung. Präsident Johnson hatte ihn 1967 auch nicht zum Justizminister gemacht, weil Clark ihn als Jurist so beeindruckte, sondern um Clarks Vater zum Rücktritt als Richter am Supreme Court zu bewegen – ein lebenslanger Posten. Johnson brauchte eine Vakanz, um in der Bürgerrechtsdebatte mit der ersten Berufung eines Schwarzen an das Oberste Gericht zu glänzen.

Mit Johnsons Amtszeit endete auch die von Clark als Justizminister nach nur anderthalb Jahren. Einen Namen hat er sich mit seinem Einsatz für die Emanzipation der Schwarzen und gegen den Vietnamkrieg gemacht. Er kooperiert eng mit der „Workers World Party“, opponierte 1991 und 2003 gegen die Irakkriege und ist Mitgründer der Protestbewegung „Answer“: „Act Now to Stop War and End Racism“.

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