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Meinung: Im Rausch des Rechthabens

SCHRÄGE NEBENTÖNE IM DEUTSCHEN FRIEDENSKONZERT

Das Engagement der Deutschen für den Frieden war an diesem Wochenende imposant. Nur verlieren einige im Rausch des Rechthabens das Gefühl für Maßstäbe. Einer der Demoveranstalter etwa tönte mit Blick auf Saddam, ein Diktator dürfe niemals von außen, sondern nur vom eigenen Volk gestürzt werden. Er sagte das in deutscher Sprache, in Deutschland. Kaum zu glauben, dass jemand vergessen hat, wer Hitler gestürzt hat. Aber auch bezogen auf das irakische Volk ist dieser Pazynismus bemerkenswert. Seit 34 Jahren leiden die Iraker unter der totalitären Herrschaft Saddams. Und wenn von außen nichts geschieht, dann werden in den nächsten 34 Jahren seine mindestens ebenso bekloppten Söhne das Volk unterdrücken. Da kann der Friedensfreund in Berlin dann nur mit den Achseln zucken. Das Gespür für Menschenrechte verlor auch der gute Johannes B. Kerner im Gespräch mit Bernd Stange, der bis vor kurzem Saddams Nationalelf trainierte und im Aktuellen Sportstudio nun ganz außer sich war vor lauter Empörung über die Amis. Kerner wollte dann was Kritisches fragen und sprach vom „Staatschef“ Saddam Hussein, „manche nennen ihn einen Diktator“. Ja, wer sind denn bloß diese bösartigen Menschen, die Saddam einen Diktator nennen? Nur wegen dem bisschen Folter, Zensur, Abschlachten politischer Gegner und Giftgas muss man doch nicht gleich zu so schlimmen Worten greifen. Kerner wird das nicht so gemeint haben. Seicht wirkt es trotzdem. bul

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