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Meinung: „In 27 Jahren Ehe kann manches passieren“

Das Problem hat Mirek Topolanek nicht zum ersten Mal: Er ist an der Spitze angekommen und steht trotzdem im Schatten. Am Montag führte der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus die Regierung des 50-Jährigen in ihr Amt ein – und schon ist absehbar, dass die gesamte Ministerriege in spätestens 30 Tagen wieder abtreten wird, weil sie die erste Vertrauensabstimmung im Abgeordnetenhaus vermutlich nicht übersteht.

Das Problem hat Mirek Topolanek nicht zum ersten Mal: Er ist an der Spitze angekommen und steht trotzdem im Schatten. Am Montag führte der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus die Regierung des 50-Jährigen in ihr Amt ein – und schon ist absehbar, dass die gesamte Ministerriege in spätestens 30 Tagen wieder abtreten wird, weil sie die erste Vertrauensabstimmung im Abgeordnetenhaus vermutlich nicht übersteht. Schuld daran ist die Pattsituation nach der tschechischen Wahl: Die von Topolanek angeführte Dreier-Koalition aus seiner bürgerlich-demokratischen Partei (ODS), den Grünen und der kleinen christdemokratischen Partei errang 100 Mandate – ebenso viele wie das linke Lager aus Sozialdemokraten und Kommunisten.

Seither liefern sich Topolanek und sein sozialdemokratischer Amtsvorgänger Jiri Paroubek erbitterte Gefechte um die Macht. Als Sieger geht Topolanek bei öffentlichen Debatten nur selten hervor – eher steif als gewinnend wirkt der studierte Maschinenbauer. Er ist der ewige Zweite, spotten einige seiner Gegner deshalb. Tatsächlich müsste ihm die jetzige Position in der Defensive bekannt vorkommen: Als er 2002 zum Vorsitzenden der ODS gewählt worden ist, trat er die Nachfolge von Vaclav Klaus an. Der ist bis heute Übervater der Partei, die er mitbegründet hat und seither mit harter Hand und Charisma zusammenhält.

Trotz der großen Fußstapfen seines Vorgängers ist es Topolanek aber gelungen, eigene Akzente zu setzen. Er stärkte das Profil der Partei als wirtschaftsfreundliche Kraft und gilt als vehementer Verfechter einer Einheitssteuer. Bei der diesjährigen Wahl zum Abgeordnetenhaus, bei der er zum ersten Mal als Spitzenkandidat angetreten ist, bekam seine ODS 35 Prozent der Stimmen – ein rekordverdächtiges Ergebnis in Tschechien, wo zuvor noch nie eine Partei mehr als 30 Prozent eingefahren hatte. Einzig das schlechte Abschneiden seiner designierten Koalitionspartner verhagelte ihm den Wahlsieg.

Schlagzeilen macht Mirek Topolanek derzeit außer mit seinen politischen Ambitionen auch mit privaten Eskapaden. Tschechische Zeitungen sagen dem verheirateten Vater von drei Kindern eine Affäre mit einer Senatorin nach. Seine Ehegattin Pavla Topolankova hat bereits auf ihre ganz persönliche Art Rache genommen: Bei den Senatswahlen im Herbst will sie kandidieren – und zwar gegen die Partei ihres Mannes.

Kilian Kirchgeßner

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