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Meinung: Insel der Träume

Viereinhalb bis sechs Jahre Haft für acht Schlepper, die Flüchtlinge durch den Eurotunnel nach Großbritannien schleusen wollten: ein hartes Urteil. Nur werden die Gerichte machtlos bleiben, wenn die französische Regierung nicht mehr tut, um das Transitdrama zu beenden.

Viereinhalb bis sechs Jahre Haft für acht Schlepper, die Flüchtlinge durch den Eurotunnel nach Großbritannien schleusen wollten: ein hartes Urteil. Nur werden die Gerichte machtlos bleiben, wenn die französische Regierung nicht mehr tut, um das Transitdrama zu beenden. Zum Beispiel, indem sie das Aufnahmelager ins Landesinnere verlegt, weit weg vom Eurotunnel, und die Flüchtlinge konsequent dorthin zurückschafft. Solange die Schlepper ein so leichtes Geschäft haben, werden sich immer neue verdingen und tausende Kurden, Afghanen und Iraner an den Abfahrtsbahnhof in der Nähe von Calais bringen - dem Tor nach Großbritannien. Auch London könnte viel zur Entspannung beitragen: Indem es seine Asylbedingungen an die auf dem Kontinent anpasst. Die Flüchtlinge streben ja nicht nur auf die Insel, weil sie dort Verwandte haben, sondern weil Großbritannien attraktive Bedingungen für Illegale bietet: keine Meldepflicht, finanzielle Unterstützung, freie Unterkunft und Gesundheitsversorgung, sogar Sprachkurse und weitgehende Duldung von Schwarzarbeit. Die Zahlen sprechen für sich: Von 18 000 Flüchtlingen ist 3000 die Flucht durch den Tunnel 2001 gelungen; nur 200 haben einen Asylantrag in Frankreich gestellt. Der britische Traum hat auch Tote gefordert: beim Versuch, die 35 Kilometer Tunnel zu Fuß zu überwinden, beim Aufspringen auf Züge, bei Unfällen an Hochsicherheitszäunen. Europa braucht ein einheitliches Asylrecht.

sah

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