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Meinung: Insel mit Brücke zum Kontinent Maltas Ja zur EU eröffnet den Reigen von Beitrittsreferenden

Die Begeisterung in der Steueroase Malta, die nationale Unabhängigkeit über Bord zu werfen und der Europäischen Union beizutreten, hält sich in Grenzen. Das relativ schwachbrüstige „Ja" macht zwar den Weg des Mini-Inselstaates zum Beitritt im kommenden Jahr frei, Freudenfeste sind jedoch weder auf dem Mittelmeer-Eiland noch in Brüssel angebracht.

Die Begeisterung in der Steueroase Malta, die nationale Unabhängigkeit über Bord zu werfen und der Europäischen Union beizutreten, hält sich in Grenzen. Das relativ schwachbrüstige „Ja" macht zwar den Weg des Mini-Inselstaates zum Beitritt im kommenden Jahr frei, Freudenfeste sind jedoch weder auf dem Mittelmeer-Eiland noch in Brüssel angebracht. Denn der knappe Ausgang der Volksabstimmung belegt einmal mehr, dass die Geburt eines vereinten Europas, das mit der Erweiterung ein gewaltiges Stück vorangetrieben wird, schmerzhaft und langwierig ist.

Das gilt gerade für Staaten wie das eigenwillige Finanzparadies Malta, das als „Schweiz des Mittelmeeres" auch ohne Europa nicht schlecht lebte. In der nun anrollenden Serie der Volksabstimmungen in den osteuropäischen Beitrittsländern wird das Ja zu Europa vermutlicher kräftiger ausfallen – entsprechend der Vorteile, die man sich dort erhofft. Gleichzeitig sinkt bei den EU-Nettozahlern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Österreich die Lust, den europäischen Geldesel zu spielen: Mit dem deprimierenden Ergebnis, dass dort, laut EU-Umfrage, die Mehrheit des Volkes „Nein" zur Erweiterung sagt.

Europa sollte sich also nichts vormachen: Die Stimmung auf dem Kontinent ist derzeit schlecht. Und die Vorzeichen für eine Erweiterung nicht gerade ideal. Weil die Wirtschaft in einer ihrer größten Krisen steckt. Weil Europas Einheit zum Beispiel in der Irak-Krise gerade wieder einmal in Frage gestellt ist. Und weil die Vorteile, die eine geeinte, starke und entschlossene Europäische Union bringen, länger auf sich warten lassen, als wohlfeile Gipfel-Rhetorik weismachen will. Die europäische Einigung bewegt sich zwar, aber im Tempo einer Schnecke.

Die noch längst nicht abgeschlossene deutsche Einheit lehrte bereits, dass das Zusammenwachsen von Staaten nicht allein mit Terminkalendern und Wohlstandsversprechen zu bewältigen ist. Deswegen ist auch nicht zu erwarten, dass die EU-Erweiterung so schnell vom Fleck und zur Vollendung kommt, wie die Gipfelerklärungen beschwören. Der Euro-Stabilitätspakt gerät gerade in Schwierigkeiten und die Kommision hat wegen ungenügender Anpassungen bereits Verwarnungen für etliche Beitrittskandidaten in Arbeit, allen voran für Polen. Europa braucht also besonders eins: Geduld.

Ralph Schulze

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