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Irans Regierung: Nicht nur ein Problem mit Andersdenkenden

Jenseits aller berechtigter Kritik an der politischen Repression Andersdenkender: Das blutige Attentat offenbart auch andere, unter der Oberfläche brodelnde Konflikte. Europa schaut dem seit Jahren zu. Ein Kommentar

Es war der schwerste Anschlag auf Irans ideologische Elitetruppe seit Jahren. Kaum haben die Revolutionären Garden in den Städten mit brutaler Härte gegen das eigene Volk für fragile Ruhe gesorgt, reißt ein Selbstmordattentäter in einer abgelegenen Grenzstadt fünf hohe Kommandeure und zwei Dutzend Gardisten in den Tod. Insofern erschüttert die Explosion einen zentralen Pfeiler des iranischen Machtgefüges, von dem das Regime unter Ajatollah Ali Chamenei und Mahmud Ahmadinedschad mehr denn je abhängt.

Doch nicht nur das: Das blutige Attentat offenbart gleichzeitig auch andere, unter der Oberfläche brodelnde Konflikte in der Islamischen Republik, die durch die Unruhen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl aus dem Blickfeld geraten sind. Die knapp sieben Millionen Menschen zählende sunnitische Minderheit fühlt sich von der schiitischen Zentrale unterdrückt und fordert mehr Selbstbestimmung – auch wenn das von den sunnitischen "Gottessoldaten" propagierte Autonomiestreben einhergeht mit einem dichten kriminellen Gewebe aus Drogenschmuggel, Menschenhandel und Lösegeldindustrie.

So gesehen wirft der Bombenanschlag – jenseits aller berechtigter Kritik an der politischen Repression Andersdenkender – auch ein Schlaglicht auf die Opiumprobleme, unter denen die iranische Gesellschaft ächzt und gegen die ihre Sicherheitskräfte nicht zuletzt im Interesse Europas einen einsamen und aussichtslosen Kampf führen. Jede Woche sterben iranische Grenzer in Gefechten mit Schmugglern und ihren Stammeshelfern. Gleichzeitig macht Teheran die Erfahrung aller an Afghanistan grenzenden Transitländer, dass ein erheblicher Teil der tödlichen Ware unterwegs hängen bleibt und die eigenen jungen Leute ruiniert.

Von Europa jedoch erhält der Iran gegen das Treiben dieser Rauschgiftbanden seit Jahren keine nennenswerte Unterstützung.

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