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Meinung: „Israel ist ein Terrorstaat“

Es ist stets erfreulich, wenn Juden und Palästinenser miteinander reden. Noch erfreulicher ist es, wenn sie für eine Sache demonstrieren.

Es ist stets erfreulich, wenn Juden und Palästinenser miteinander reden. Noch erfreulicher ist es, wenn sie für eine Sache demonstrieren. Der Mann, der an einem Julitag in Wien eine solch gemeinsame Demonstration leitete, heißt Mosche Arje Friedman. Gemeinsam erinnerten er und die anderen an den Begründer des modernen Zionismus, Theodor Herzl – jeder auf seine Art.

Um die Ecke wurde zu Herzls 100. Todestag der Theodor-Herzl- Platz eingeweiht. Juden und ihre Freunde stimmten die israelische Nationalhymne „Hatikwa“ an. Hinter einem Polizeikordon indes hielten Friedman und einige in Schwarz gekleidete ultraorthodoxe Juden Plakate mit der Aufschrift hoch: „Zionisten klauten das Heilige Land von den Palästinensern“ und „Authentische Rabbiner widersetzen sich dem Zionismus und dem Staat Israel“. Neben ihnen schwenkten junge Araber Palästinenserfahnen.

Ein authentischer Jude ist Friedman schon. Der heute 35-Jährige, der in den USA aufgewachsen ist, ließ sich vor zehn Jahren in Wien nieder. Berüchtigt wurde er durch seine ungeheuerlichen Attacken gegen den „Terrorstaat Israel, der die Holocaust-Industrie“ betreibe. Israel habe kein Existenzrecht, verkündete er. „Die Palästinenser sind die Einzigen, die das Recht haben, Palästina zu regieren.“ In Wien avancierte Friedman zum Feind Nummer eins der Israelitischen Kultusgemeinde, in allen Synagogen erhielt er Hausverbot.

Den Holocaust leugnet Friedman nicht, aber er bestreitet die Zahl von sechs Millionen vernichteter Juden. „Der Holocaust gegen das jüdische Volk“, sagte er 2004 bei einem von einer kuwaitischen Stiftung organisierten Dialogforum, „wurde von der zionistischen Bewegung initiiert, um das Leiden des jüdischen Volkes auszunutzen“. Trotz oder vielleicht aufgrund seiner Thesen gewann Friedman neue Freunde – wie den ehemaligen CDU-Abgeordneten Martin Hohmann und den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Gemeinsam mit Gleichgesinnten nahm er jetzt demonstrativ an der sogenannten HolocaustKonferenz in Teheran teil.

In Israel leben rund tausend ultraorthodoxe Juden der Gruppe Naturei Karta (Wächter der Stadt), die die Vernichtung Israels propagieren. Sie sind Nachfahren der wenigen Ultraorthodoxen, die den Holocaust überlebten. Sie genießen die Vorzüge der israelischen Demokratie, in der sie geduldet werden. Mögen tut man sie nicht.

Igal Avidan

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