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Jahrestagung des IWF: Marathon statt Sprint

Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen ist niemandem geholfen. Das hat auch Christine Lagarde eingesehen.

Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen ist niemandem geholfen. Das hat auch Christine Lagarde eingesehen. Die Euro-Zone steckt in der (Schulden-)Krise, die Haushaltslöcher und der Schuldenberg in den USA werden immer größer, Japan droht gar die Zahlungsunfähigkeit, wenn Regierung und Parlament nicht schnell weitere 50 Milliarden Dollar lockermachen. Lagarde, die charismatische Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), weist auf diese Probleme hin. Doch von der Schärfe im Ton hat sie im Laufe der Jahrestagung des IWF wieder Abstand genommen.

Die Euro-Zone und die USA stehen vor der schwierigen Aufgabe, beim Sparen und bei den Reformen so vorzugehen, dass die Konjunktur nicht – wie in Griechenland – komplett abgewürgt wird. Es geht nicht um einen Sprint, sondern um einen Marathonlauf, bei dem die Kräfte eingeteilt werden müssen. Das weiß Lagarde genauso wie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble oder Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Den Regierungen in den Krisenregionen ist bewusst, dass sie sich nur selbst aus dem Schlamassel befreien können. Da muss man sich nicht auch noch gegenseitig Steine in den Weg legen.

Kooperation ist eines der Schlagwörter, das Lagarde in Tokio deshalb in den Vordergrund gerückt hat. Kooperation heißt für sie, dass alle Länder sich bemühen, die Binnennachfrage nicht abzuwürgen und damit gegenseitig den Export stützen. Es heißt auch, dass man nicht ständig auf die Hilfe der eigenen Notenbank schielt, dass man bei der Regulierung von Schattenbanken vorankommt und die Auswüchse im Investmentbanking eindämmt. Dies scheint beim IWF und in den Krisenländern mehr und mehr verstanden zu werden. Darauf drängen im Übrigen zu Recht auch die Schwellenländer, die in früheren Jahren immer im Fokus der IWF-Jahrestagung standen, weil sie hoch verschuldet waren und mit ihren Reformen nicht vorankamen. Heute sind sie es, die fürchten, dass die Probleme im Norden auf ihre Volkswirtschaften durchschlagen. Immer noch lebt eine Milliarde Menschen in schlimmster Armut, immer noch hungern 850 Millionen Menschen und immer noch sind 200 Millionen ohne Arbeit. Auch das gehört zur Verantwortung der Krisenländer im Norden.

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