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James Murdoch vor dem Medienausschuss des Unterhauses.

© afp

James Murdoch: „Ich stehe zu meiner Aussage“

Vor dem Medienausschuss des Unterhauses in London präsentierte James Murdoch sich als Gedächtnisstütze seines Vates. Auch an seinem Gedächtnis kommen nun Zweifel auf. Er will sich nun schriftlich erklären.

Als die beiden Murdochs vergangene Woche in London vor den Medienausschuss des Unterhauses traten, sagte der alte Rupert wenig und machte lange Pausen, der 39-jährige Sohn James sprach viel und geschmeidig. Wenn Vater Rupert sich nicht erinnern konnte, bot sich der Sohn als Gedächtnisstütze an. Aber dann blieb doch von dem, was der Vater sagte, einiges im Gedächtnis haften – während das, was der Sohn sagte, schnell vergessen war.

Der Vater, so sagte man hinterher, werde alt. Die Position des Sohnes, der als aussichtsreichster Anwärter für die Spitzenposition im globalen Murdoch-Medienreich galt und bisher als Aufsichtsratschef in England Unternehmensinteressen vertrat, schien dagegen gefestigt. Mit seiner Nickelbrille und dem flüssig abgespulten Managementjargon schien er der ideale Thronfolger zu sein. Die Frage, wer von den drei ältesten Murdoch-Kindern das Zeug hat – Elisabeth, Lachlan oder James – schien entschieden.

Nun sieht es plötzlich wieder ganz anders aus. Auch am Gedächtnis von James Murdoch kommen Zweifel auf und man musste noch einmal nachlesen, was er eigentlich gesagt hatte. Zwei ehemalige leitende Murdoch-Angestellte hatten an den Untersuchungsausschuss geschrieben und der Aussage ihres Ex-Chefs glatt widersprochen. „James Murdoch irrt sich“, stellte Colin Myler fest, der bis vor zwei Wochen Chefredakteur der eingestellten Zeitung „News of the World“ war.

Es geht darum, wie viel James wusste, als er im April 2008 einen Scheck über 750 000 Pfund an Gordon Taylor, den Chef des britischen Fußballspielerverbandes, ausstellte. Wollte er mit dem außergerichtlichen Vergleich Schadensersatzklagen wegen der illegalen Hackerangriffe auf Taylor vermeiden – oder wusste er damals schon, dass es noch mehr Gesetzesbrüche gab? Dann wäre es ein Schweigegeld gewesen und Murdoch hätte den Gang der Justiz behindert. Ein so schwerwiegender Vorwurf, dass Ausschussmitglieder die Polizei einschalteten.

James Murdoch will eventuelle Missverständnisse nun in einer schriftlichen Erklärung an den Ausschuss klären. Der Verwaltungsrat des Senderverbunds BSkyB dagegen trifft sich schon am Donnerstag, um die Bilanzzahlen zu diskutieren – und wird dabei auch über seinen Chef sprechen. Wie lange werden sie ihm noch trauen? Es scheint, als beginne der Kampf um die Zukunft der Dynastie bald tatsächlich.

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