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Weniger Verkehr zwischen Japan und China: Die japanischen Exporte brechen ein. Das Bild zeigt einen Blick auf den Hafen des japanischen Yokohama.

© Reuters

Japan und China: Der felsige Weg der Weltpolitik

Der Inselstreit mit China lässt Japans Exporte sinken – das ist nur der Anfang einer Reihe von Folgen, die der Konflikt für die Weltpolitik und die Weltwirtschaft haben könnte

Vor kurzem verkaufte eine chinesische Studentin am Hohai-See in Peking die Landkarte Chinas als Kinderpuzzle. Alle 23 Provinzen konnte man einzeln herausnehmen, auch Taiwan war darauf zu sehen, etwas aber fehlte: die umstrittenen Diaoyu-Inseln im Ostchinesischen Meer. Darauf scherzhaft angesprochen, erwiderte die Studentin vollkommen ernst: „Stimmt, aber die Diaoyu-Inseln gehören zu China.“

Das Puzzle beweist zweierlei: Es hat einmal eine Zeit in China gegeben, in der diese Felsinseln als so unwichtig angesehen wurden, dass man sie nicht auf allen Landkarten vermerkte. Und: Bei diesem Thema hört in China jeder Spaß auf. Das bestätigte auch ein hochrangiger deutscher Diplomat, der unlängst versucht hatte, seinem chinesischen Kollegen die internationale Sorge vor einer Eskalation des Inselstreits mit Japan und Taiwan mitzuteilen. Im Gegensatz zum Thema Menschenrechte habe der chinesische Spitzenpolitiker bei diesem Thema nicht mit sich reden lassen, berichtete er.

Wie ernst es China im Inselstreit meint, kann Japan nun auch in seiner Handelsbilanz ablesen: Im September sind die Ausfuhren nach China um 14,1 Prozent eingebrochen. Japans wichtigster Handelspartner boykottiert seit der Eskalation des Streites japanische Produkte. Dies und die Schwierigkeiten der Weltkonjunktur ließen Japans Exporte im September um 10,3 Prozent schrumpfen.

Kurioserweise hatte sich das historisch schwer belastete Verhältnis zwischen China und Japan in den letzten Jahren eigentlich verbessert, politisch und wirtschaftlich. Doch die japanische Regierung hat die große Bedeutung des Territorialstreits für China unterschätzt, als sie mit dem Kauf der Inseln die jüngste Eskalation einleitete. Dabei hätte sie es wissen müssen.

Der Territorialstreit berührt zentrale Interessen der Kommunistischen Partei Chinas. Vor dem 18. Parteikongress am 8. November kann sie es sich innenpolitisch nicht leisten, auch nur einen Hauch von Schwäche zu zeigen, schon gar nicht gegenüber der ehemaligen Besatzungsmacht.

Mit dem Anspruch, das chinesische Reich zusammenzuhalten und zu alter Stärke zu führen, rechtfertigt die Kommunistische Partei die Einparteiendiktatur. In einer Demokratie, so das Argument, würde das Land auseinanderbrechen wie die Sowjetunion nach dem Ende des Kalten Krieges.

Der Streit hat längst weltpolitische Bedeutung erreicht. China testet nicht nur im Ostchinesischen Meer, sondern auch im Streit um weitere Inseln im Südchinesischen Meer seine gewachsene internationale Macht. Und sogar die USA könnten wegen ihrer militärischen Beistandsverpflichtung gegenüber Japan und Taiwan in diesen Streit hineingezogen werden.

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