zum Hauptinhalt

Meinung: Jedem seinen Gott

In schöner Regelmäßigkeit streitet Amerika über Gott und die Welt. Darf ein Richter ein Kreuz über die Geschworenen-Bank hängen?

In schöner Regelmäßigkeit streitet Amerika über Gott und die Welt. Darf ein Richter ein Kreuz über die Geschworenen-Bank hängen? Dürfen in einem Football-Stadion, das aus Steuern finanziert wurde, Gebete gesprochen werden? Jetzt hat ein Berufungsgericht des Bundes in San Francisco den an vielen Schulen üblichen, morgendlichen Treueschwur wegen der Formel „eine Nation unter Gott“ als verfassungswidrig bezeichnet, und erneut wird gestritten. Genau genommen kämpft eine kleine, radikal-säkulare Minderheit gegen die übergroße Mehrheit. Die Trennung von Kirche und Staat in der religiösesten aller Demokratien ist der Kern des Streits. Die Verfassungsväter wollten, dass Washington keine Staatskirche einführen darf, dass in der Neuen Welt also kein zweites anglikanisches England droht. Nicht gemeint war damit, dass Bürger im öffentlichen Raum kein Bekenntnis ihres Glaubens ablegen dürfen. Zumal „Gott“ jedermanns Gott sein kann und die Teilnahme am Schwur nicht verpflichtend ist. Stets haben beide Groß-Parteien dies so gesehen. Auch jetzt: Demokraten und Republikaner sind empört. Nach dem 11. September noch etwas lautstärker als zuvor. Dabei ist das kalifornische Gericht berüchtigt dafür, Urteile zu sprechen, die in der nächsten Instanz flugs wieder kassiert werden. Was bleibt? Ein interessanter Sturm im Wasserglas. rvr

NAME

Zur Startseite