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Meinung: „Jetzt ist Schluss.“

Max Schmeling ist tot, Ali krank und Mike Tyson erledigt. In der Nacht zum Sonntag verlor der Schwergewichtsboxer aus New York nicht nur einen Kampf, sondern endgültig seine Zukunft als Boxer.

Max Schmeling ist tot, Ali krank und Mike Tyson erledigt. In der Nacht zum Sonntag verlor der Schwergewichtsboxer aus New York nicht nur einen Kampf, sondern endgültig seine Zukunft als Boxer. „Jetzt ist Schluss“, sagte Tyson 19 Tage vor seinem 39. Geburtstag und nach der K.-o.-Niederlage gegen den irischen Außenseiter McBride. Damit hat das Schwergewichtsboxen seine vielleicht letzte große Attraktion verloren.

Tyson war eine Attraktion. Er war der jüngste Schwergewichts-Champ aller Zeiten, als er im Alter von 20 Jahren das erste Mal Weltmeister wurde. Es war der Anfang einer großen sportlichen Karriere, gepaart mit der ganzen Widersprüchlichkeit seines Wesens. Wie viele Boxer stammt Tyson aus ärmlichen Verhältnissen. Als jüngstes von drei Kindern wächst er ohne Vater in Brooklyn auf und züchtet Tauben, bis heute eine seiner wenigen Freuden. Als ein Junge eine seiner Tauben tötet, schlägt er erstmals zu. Er wird ein gefürchteter Straßenkämpfer. In den folgenden Jahren bestätigt er eine alte Weisheit: Du bekommst einen Boxer aus dem Getto, nicht aber das Getto aus dem Boxer.

Wäre Tyson nur ein Boxer – es wäre ein kurze Geschichte. Ein brutaler rechter Haken, Gegner am Boden. So beherrschte Tyson die Schwergewichtsszene über viele Jahre hinweg. „Bei Mike Tyson“, schrieb die New York Times einmal, „ist es wie bei einem Autounfall: man schaut fasziniert hin und wundert sich.“ Und das Fachmagazin „The Ring“ schrieb: „Er ist spannender als alles, was Hollywood jemals erfinden könnte. Der Reiz ist, man weiß nie, was passiert.“

Viele Skandale haben ihn immer wieder straucheln lassen. Der „Bad Boy“, der selbst ernannte „böseste Mann des Planeten“, hat sein Leben nie auch nur annähernd in den Griff bekommen. Er wurde wegen mehrerer Vergewaltigungen angeklagt und zu mehreren Zuchthausstrafen verurteilt. Doch ganz gleich, was auch passierte, er blieb die große Zugnummer, die Cashcow des Profiboxens. Tyson ist bis heute die größte Geldmaschine, die der Sport jemals gesehen hat. 300 Millionen Dollar hat er sich erboxt. Geblieben sind ihm 40 Millionen Dollar Schulden.

Mike Tysons Name zog bis heute in einer Szene, der es an Typen und guten Boxern mangelt. Doch bei Tyson ging es zuletzt gar nicht mehr um Sport. Tyson war längst zur Karikatur seiner selbst geworden. Als Boxer war er nur ein Schatten seiner großen Zeit. Nun beginnt für Mike Tyson der wohl schwerste Kampf: das Sparring des Lebens.

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