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Jürgen Trittin:: „Ich bin einfach nur der Jürgen“

Grünen-Vorstandssprecher, Ex-Umweltminister, Fraktionschef, Spitzenkandidat - und 2013 vielleicht Vizekanzler. Ein Porträt

Von Sabine Beikler

Sie mögen ihn alle, die Realos und die Linken sowieso. Jürgen Trittin ist inzwischen unangefochten die Nummer eins bei den Grünen. Die Basis wählte ihn per Urwahl mit einem Spitzenergebnis von fast 72 Prozent zum Spitzenkandidaten. Und am Wochenende auf dem Parteitag in Hannover erhielt der 58-Jährige auch das beste Ergebnis bei den Wahlen zum Parteirat. Trittins Weg nach oben ist hart erkämpft. Aber der Bremer Prokuristensohn ist zäh, fleißig und durchaus machtbewusst: Grünen-Vorstandssprecher, Ex-Umweltminister, Fraktionschef, Spitzenkandidat, 2013 vielleicht Vizekanzler. Und liebend gerne würde er unter Rot-Grün als Bundesfinanzminister reüssieren.

Finanzen kann er. Wie in die Umweltpolitik hat er sich in das Feld von Makro- und Mikroökonomie reingekniet. Wenn Trittin über Euro-Bonds, Unterfinanzierung des Gemeinwesens, über Garantierente, eine Vermögensabgabe für Millionäre oder die Ausfinanzierung des Grünen-Sozialpakets spricht, nimmt man ihm ab, dass er keine Wahlgeschenke verteilen will. Jürgen Trittin will umverteilen und ist davon überzeugt, dass es Wohlhabende gibt, die aus Überzeugung gerne mehr geben, um soziale Ungerechtigkeiten zu glätten. „Mit mehr Gerechtigkeit, mit mehr Teilhabe, mit einer guten Sozialpolitik können wir unsere Volkswirtschaft wieder in eine Balance bringen“, sagte er am Sonnabend in Hannover. Und er nimmt seine Partei nicht nur in der Finanz- oder Wirtschaftspolitik mit.

Trittin kann brillant reden. Und er hat dieses feine Gespür, zwischen ernsthafter Sachpolitik auf Witz und Ironie umzuschalten, ohne dass es poltrig wirkt. Auf dem Urwahlforum in Berlin vor zwei Monaten hatte er schon die Sympathien nach dem ersten Satz auf seiner Seite: „Ich bin der Darth Vader der ,Heute-Show‘, die CSU nennt mich ,Ökostalinist‘ – aber in Wirklichkeit bin ich einfach nur der Jürgen.“

Der Vergleich mit Darth Vader, dem Bösewicht aus den Star- Wars-Filmen, gefällt ihm. Häufig war er in seiner politischen Laufbahn gegen den Mainstream. Er legte sich mit VW und dem damaligen Bundeskanzler Schröder wegen der Altauto-Richtlinie an und musste zurückstecken. Aber er blieb dran und setzte sich durch, wie auch beim Dosenpfand.

Vielleicht ist er durch seinen Herzinfarkt 2010 milder geworden. Aber ärgert man ihn, greift er an. Mit scharfen Worten, die auch verletzen können. Geändert hat er sich nicht.

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