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Staats- und Regierungschefs bei Gipfeltreffen

© dpa

Jugendarbeitslosigkeit: Hoffnung für den Süden

Beim Berliner Gipfeltreffen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der EU ließ der deutsche Wahlkampf kräftig grüßen. Im Grundsatz ist es aber richtig, wenn die EU-Staaten nach gemeinsamen Strategien zur Beschäftigungsförderung suchen.

Die Europäer haben mit der Jugendarbeitslosigkeit ein gemeinsames Problem – und jetzt kümmern sie sich gemeinsam darum. Am Ende ist es diese Botschaft, die nach dem Mammut-Treffen im Berliner Kanzleramt zählt. Die EU-Länder sind dabei, eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu entwickeln. Das ist – bei allen Einwänden, die man gegen das Berliner Treffen haben kann – kaum zu überschätzen.

Wer Europas arbeitslosen Jugendlichen wirklich helfen will, sollte zunächst einen nüchternen Blick auf die Zahlen werfen. Dann wird man zu dem Schluss kommen, dass beides fehl am Platz ist: übertriebener Alarmismus und ein Leugnen der Entwicklung in Südeuropa in den vergangenen Jahren. Pünktlich zum Treffen im Kanzleramt kursierten wieder Horrorzahlen, denen zufolge jeder zweite junge Mensch in Griechenland und Spanien auf der Straße steht. Nur: Sie stimmen nicht, weil sie statistisch nur über eine dünne Basis verfügen. Tatsächlich geht ein großer Teil der jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren einer Ausbildung oder einem Studium nach. Sobald die Statistik sie berücksichtigt, sinkt die Jugendarbeitslosigkeit um mehr als die Hälfte. Trotzdem kann niemand die Augen davor verschließen, dass die Jugendarbeitslosigkeit seit 2008 in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Irland massiv ansteigt.

Wenn Europas Politiker nun mit enormer zeitlicher Verzögerung auf das Problem mit dem Berliner Mini-Gipfel reagiert haben, so hat das natürlich auch mit der Wahlkämpferin Angela Merkel zu tun. Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich wäre es beispielsweise viel einleuchtender gewesen, den Startschuss für diese neuartige Konferenz in Paris zu geben. Das Kalkül der Kanzlerin ist leicht durchschaubar: Wenn sie eines im Wahlkampf nicht gebrauchen kann, dann ist es das Image der herzlosen europäischen Zuchtmeisterin. So aber konnte sich Merkel als Gastgeberin im Kreis ihrer Amtskollegen ausnahmsweise mal als Regierungschefin präsentieren, die nicht nur fordern, sondern auch fördern kann.

Aber derlei wahltaktische Überlegungen entwerten die europäische Job-Initiative nicht – genauso wenig wie der Hinweis, dass nach wie vor in erster Linie die Nationalstaaten gefordert sind, wenn es um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von Menschen jedweden Alters geht. Gemessen an den Summen, die in Deutschland jährlich zur Beschäftigungsförderung durch die öffentliche Hand bewegt werden, mögen sich die zusätzlichen Milliarden aus Europa eher bescheiden ausnehmen. Aber wenn acht Milliarden Euro in den kommenden Jahren ausgegeben werden können, damit junge Menschen in Europas Krisenregionen besser als bisher ans Berufsleben herangeführt werden können, dann ist das ein wichtiges Signal.

Allerdings darf Europas Jugendbeschäftigungsinitiative nicht beim Geld stehen bleiben. Dass junge Spanier vergleichsweise geringe berufsbezogene Erfahrungen sammeln, dass jungen Griechen oft eine Jobberatung fehlt – auch daran wird sich künftig etwas ändern müssen, wenn die EU-Milliarden nicht wirkungslos in den Krisenländern versickern sollen.

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