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Julia Pierson:: „Wir prüfen, wo der Präsident geht und steht“

Die war einst Personenschützerin von George Bush Sen. Jetzt ist Julia Pierson Chefin des gesamten Secret Service. Ein Porträt

Der Präsident verordnet seinen Bodyguards einen Kulturwandel: weniger James Bond, mehr solide Staatsdiener. Erstmals in der 148-jährigen Geschichte des US-Secret Service tritt eine Frau an die Spitze. Aufsicht, Kontrolle und bürokratisches Management sind Julia Piersons Qualifikationen – und nicht in erster Linie die Art von selbstlosem Personenschutz, die Kinobesucher mit dem Bild des „Special Agent“ verbinden, bis hin zur Bereitschaft, Kugeln, die dem Präsidenten gelten, mit dem eigenen Körper abzufangen. Auch sie hat solche Aufgaben zeitweise übernommen. Von 1988 bis 1992 gehörte sie zu den Bodyguards von Präsident George H. W. Bush. Aber sie hat damit weniger praktische Erfahrung als die männlichen Gegenkandidaten, denen sie nun vorgezogen wurde.

Die 53-Jährige soll den Dienst aus den Schlagzeilen heraushalten. Sein Ruf leidet noch unter den Folgen der Prostituierten-Affäre bei der Vorbereitung des Amerikagipfels in Cartagena im April 2012. 13 Geheimdienstler, die die Sicherheitsvorkehrungen für Präsident Obamas Teilnahme klären sollten, waren in Trinkgelage und bezahlten Sex verwickelt. Der Skandal flog auf, weil eine Prostituierte im Streit um ihre Bezahlung die Polizei rief. Die Untersuchung legte nahe, dass Cartagena kein Einzelfall war. Senatoren und Abgeordnete warfen dem Secret Service eine Macho-Kultur vor, die es zu beenden gelte.

Pierson arbeitete nach dem Grundstudium in Florida mit Spezialisierung auf Strafrecht drei Jahre für die Polizei in Orlando. 1983 wechselte sie in das Regionalbüro des Secret Service in Miami. Später übernahm sie organisatorische Aufgaben, kümmerte sich um Personalfragen, Budgetkontrolle und die Modernisierung des Kommunikationsnetzes. In den letzten fünf Jahren war sie Stabschefin des scheidenden Direktors des Secret Service, Mark Sullivan.

Nun möchte sie Amerika ein wirklichkeitsnahes Bild der Arbeit des Dienstes vermitteln. Der Schutz des Präsidenten ist ein wichtiger Teil – „wir prüfen vor jeder Reise jeden Schritt, den er geht, jeden Ort, wo er sich aufhält, jede Stelle, wo er spricht“ – und doch nur ein kleiner Ausschnitt. Auch die Verfolgung von Falschgeld und Produktpiraterie gehört zu den Aufgaben. Er beschäftigt 3500 Agenten und 1400 Uniformierte, unterhält 142 Regionalbüros im Inland und 23 im Ausland. Das Budget beträgt 1,5 Milliarden Dollar im Jahr. Christoph von Marschall

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