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Meinung: Jung und braun

Von Frank Jansen

Der Erfolg mag verfliegen, die NPDAbgeordneten müssen möglicherweise gleich bei der nächsten Wahl den sächsischen Landtag wieder verlassen. Dennoch ist eine unangenehme Langzeitwirkung zu erwarten, die sich nicht erst seit Sonntag abzeichnet. Das Neun-Prozent-Ergebnis der NPD in Sachsen wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Verfestigung der rechtsextremen Jugendszene in der Bundesrepublik – zu der die NPD mit aller Kraft beiträgt, unter anderem durch die Verbreitung brachialer Rechtsrock-CDs. Der Wahlerfolg hat eine strategische Dimension: Der Zustrom von jungen Protestwählern, mögen sie noch so unpolitisch sein, stärkt das Gewicht der Partei in der Skinhead- und Neonaziszene. Die verspürt ihrerseits Aufwind durch die Erfolge der NPD. So wächst die braune Gefahr nicht nur im Parlament, sondern auch auf der Straße.

Der Trend scheint das Konzept der NPD zu bestätigen, das in dumpfem Dreiklang den Kampf um die Köpfe, den Kampf um die Straße und den Kampf um die Parlamente vorsieht. In diesem Sinne versucht die Partei als Medium zu wirken, das brutale Glatzköpfe und politikverdrossene Jungwähler zusammenführt. Zwei Zahlen verdeutlichen, welche Chancen die NPD hat. Von den Wählern unter 30 Jahren haben in Sachsen 18 Prozent NPD gewählt. Bei den rechten Gewaltdelikten in Brandenburg 2003 belief sich der Anteil der Ersttäter auf 87 Prozent. Der jungbraunen Szene wächst trotz aller staatlicher Mühen von Sozialarbeit bis Repression weiter Nachwuchs zu. Und der NPD zumindest theoretisch neues Potenzial.

Warnzeichen gab es schon vor der sächsischen Landtagswahl. Im Juni erreichte die NPD bei den Kommunalwahlen im Freistaat hohe Resultate. Zum Pressefest des NPD-Blatts „Deutsche Stimme“ im sächsischen Mücka Anfang August kamen 4000 Rechtsextremisten. Zwei Wochen später sprach NPD-Chef Udo Voigt beim Rudolf-Heß-Marsch in Wunsiedel, zu dem 4000 Neonazis kamen – mehr als je zuvor. Dann holte die Partei bei den Wahlen im Saarland vier Prozent. Nun folgt Sachsen. Und da, wo die NPD schwach ist, wie in Brandenburg, überlässt sie der DVU das Feld – in der Hoffnung auf eine Verschmelzung des braunen Lagers. Selbst wenn viele, die jetzt NPD oder DVU gewählt haben, ihre Entscheidung schon bei der nächsten Wahl wieder revidieren sollten, dürfte von Entwarnung noch lange keine Rede sein.

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