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Meinung: Jung und liberal

Die tschechischen Wahlen sind mit einem Patt ausgegangen, und trotzdem ist das Ergebnis eindeutig: Die tschechische Gesellschaft ist 16 Jahre nach der Wende tief gespalten. Die zehn Millionen Tschechen sind auf der Suche nach ihrem Platz im demokratischen System.

Die tschechischen Wahlen sind mit einem Patt ausgegangen, und trotzdem ist das Ergebnis eindeutig: Die tschechische Gesellschaft ist 16 Jahre nach der Wende tief gespalten. Die zehn Millionen Tschechen sind auf der Suche nach ihrem Platz im demokratischen System. Wo sie sich selbst sehen, ist abhängig von ihrer wirtschaftlichen Lage: Wer sich nach der Wende schnell umstellen konnte, wer ein internationales Studium absolviert hat, der bekommt in Prag mühelos ein Gehalt auf West-Niveau. Alle jene aber, die zu alt sind für einen Neuanfang und die beim Wettlauf um Qualifikationen nicht mithalten können, müssen sich wohl langfristig mit einem kargen Monatslohn von einigen hundert Euro begnügen. Beide Gruppen sind etwa gleich stark. Und beide werden von den Volksparteien bedient mit politischen Extremen: Radikale Reformen im Steuer- und Sozialsystem sind das Steckenpferd der Bürgerlichen, die Sozialdemokraten wollen für ihre Klientel möglichst viele alte Privilegien in die neue Zeit hinüberretten. Die beste Botschaft der Wahl indes kommt von den tschechischen Kommunisten: Sie haben deutlich an Stimmen eingebüßt. Unter den jungen Wählern hat die wirtschaftsfreundliche ODS den mit Abstand größten Zuspruch bekommen. Ein eindeutiges Zeichen, dass die tschechische Jugend ihre große Chance in der Demokratie, in der Marktwirtschaft sieht und nicht etwa in einer nostalgischen Verklärung des Kommunismus. kk

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