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Kampf um Hamburg: Ole von Beust kann auch untergehen

Das wird die Woche des Ole von Beust. Er wird es entweder schaffen, seine Mitbürger von der schwarz-grünen Schulpolitik zu überzeugen – oder für ihn ist Schluss, früher als gedacht.

Ironischerweise hätten ihn dann die, aus deren Kreisen er stammt, aus dem Amt gekippt. Aber so kann es gehen, wenn einer die soziale Wirklichkeit in Entscheidungen integrieren will; wenn einer gewissermaßen eine Köhlbrandbrücke über ideologische Untiefen hinweg ins politische Leben schlagen will. Die Bewohner der feinen Elbvororte mögen das vielleicht nicht so sehen, aber Hamburg, die zweitgrößte Stadt Deutschlands, wahrscheinlich die reichste, eine Weltstadt, braucht das. Denn sie besteht eben auch aus anderen Vierteln.

Es war ja schon ein mutiger Schritt, dass Ole von Beust wirklich mit den Grünen eine Koalition gebildet hat. Waren die nicht alles Linke, Hausbesetzer, Steinewerfer? Das waren sie nicht, sind sie nicht, oder wenn, dann immer weniger, und darum ist dieses Bündnis auch von Berlin aus sehr genau darauf angeschaut worden, ob es sich bewährt und hält. Nicht zuletzt von Angela Merkel, der Kanzlerin, die bei Gelegenheit ganz gern darauf zurückkommt, dass sie in Hamburg geboren worden ist. Von ihren Anleihen am Beustschen Wahlkampfstil nicht weiter zu reden. Klar ist: Moderne Großstadtpolitik, verbunden einerseits mit Aufbruch zu neuen Ufern und andererseits mit Wertekonservativismus, bedurfte eines Tests nicht nur in einer Mittelstadt.

Bisher hat Hamburg gut mit diesem Bündnis gelebt. Man ist doch tolerant und weltoffen und integrativ und ökologisch, alles das, nicht wahr? Dieses Bündnis war praktisch der Ausweis. Und gestiftet wird auch. Aber die Stadt wandelt sich gerade, und zwar nicht zum besten. Beust war der erste, der das ausgesprochen hat: Da wird Reichtum plötzlich gezeigt, es wird „geprotzt“, sagt Beust mit feiner Verächtlichkeit; da werden außerdem Ressentiments offen gelegt. Der Wind, kann man sagen, wird rauer. Insofern ist es kein Wunder, dass die schwarz-grüne Koalition in schweres Wasser gerät. Beust selbst auch. Aber lieber geht er mit ihr unter, als vorher auf neuen Kurs einzuschwenken.

Später werden sie Plätze nach ihm benennen.

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