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Wer, wenn nicht er? Peer Steinbrück nimmt die Herausforderung an.

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Kanzlerkandidat Steinbrück: Klarer Kompass, klarer Kurs - das braucht die SPD

Die SPD hat mit Peer Steinbrück durchaus eine Chance, wenn sie einen klaren Kurs fährt: Ja oder Nein, und das als Kontrast zur Meisterin des Ungefähren. Wenn da nur nicht diese Sponsoring-Geschichte wäre.

Wer, wenn nicht Peer – Steinbrück soll’s machen, soll Kanzlerkandidat der SPD sein. Nicht weil die Partei sich an ein Drehbuch gehalten hätte, sondern weil Frank-Walter Steinmeier den Stein ins Rollen gebracht hat. Er hat die Hängepartie entschieden, weil sie entschieden werden musste. Und er hat das gegen sich selbst getan. Das zeigt dreierlei: erstens Klasse, zweitens Einsicht, drittens, dass diese Troika, anders als die der Brandt-Enkel 1994 gegen Helmut Kohl, zusammenhält. Einer für den anderen, alle drei gegen die Kohl-Enkelin Angela Merkel.

Ja, sie ist beliebter, als Kohl es je war. Oder Steinbrück. Und ja, den Deutschen geht es im Vergleich in Europa gold. Dennoch hat Steinbrück, hat die SPD als Ganzes Chancen. Hat der CDU der Kanzlerbonus bisher zu mehr Stimmen verholfen? Nein. Und lässt sich die Union, die aus CDU und CSU, von der Kanzlerin führen? Auch nein.

Das ist das Umfeld der Entscheidung: Der Geschäftsklimaindex ist zum fünften Mal in Folge schlecht gewesen, nach allen Prognosen wird der Herbst in der Wirtschaft kühl – aber möglicherweise heißer auf den Straßen, wenn es Proteste geben sollte, nicht in Athen oder Madrid, sondern in Stuttgart oder Frankfurt.

Was war es doch harmonisch: Die besten gemeinsamen Zeiten von Angela Merkel und Peer Steinbrück:

Da kommt einer wie Steinbrück innenpolitisch und binnenmarktmäßig ganz recht. Und zwar so: Bankenmacht brechen? Steinbrück wählen. Soziale Mieten finanzieren? Steinbrück wählen. Renten sichern? Genau. Und dann das Thema Europa. In den europäischen Hauptstädten, besonders in Paris, würden sie einen neuen Kanzler sehr begrüßen. Dort werden sie die Troika mit Steinbrück als Speerspitze auch so behandeln. Warum? Weil im Ausland die Kanzlerin als eine deutsche Kaiserin angesehen wird, die oktroyiert und durchregiert, und im Inland, weil sie nie die roten Linien einhält, die sie selbst gezogen hat. Auf ihr Wort ist in dieser Hinsicht kein Verlass.

Im Video: Steinbrück soll die SPD zurück ins Kanzleramt führen

Wenn Steinbrück das alles anspricht, dann spricht er ein weitverbreitetes Gefühl an. Hinzu kommt, dass er eindeutig in der Haltung ist: Die deutsche Einheit war den Deutschen 1500 Milliarden Euro wert, die europäische Einigung nicht 15 Milliarden? Obwohl Europa die Währung war, in der für die Einheit gezahlt wurde? Und obwohl die 15 Milliarden real noch nicht gezahlt worden sind? Das würde Kohl nicht anders sagen.

Die SPD hat diese Chance: Wir machen nicht alles anders, wir machen es besser. Steinbrück wird präsentiert – auch von Helmut Schmidt, dem beliebtesten Deutschen – als der Mann, der Kanzler kann. Als der Lotse. Fehlt nur noch die Prinz-Heinrich-Mütze vom Altkanzler. Klarer Kompass, klarer Kurs, Ja oder Nein, und das als Kontrast zur Meisterin des Ungefähren. Das braucht die SPD. Die ist nach der brutalen Niederlage 2009 stabilisiert, sie ist renoviert, jetzt wird für 2013 mobilisiert – für einen, der angreifen kann und ausstrahlt, dass er will, was er sagt. Das findet selbst die SPD-Linke besser als Opposition.

Die Grünen und die FDP finden das auch. Mag Merkel Steinbrück nicht als Gefahr empfinden, ihn als Person – sie sieht bestimmt dessen Option. Die Freidemokraten haben ihm schon Avancen gemacht, die Grünen mit ihm ihren Frieden. Was deren Finanzminister in spe, Jürgen Trittin, fordert, gefällt auch rechten Sozialdemokraten. Wie Steinbrück.

Wenn da diese Sponsoring-Geschichte von 2006 nicht wäre. Zu früheren Zeiten hätte ihn das sogar sein Amt kosten können. Nur für die SPD ist das keine Frage. Denn wer, wenn nicht Peer?

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