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Meinung: Kardinalswürden: Aus tiefstem Herzen

Wie gerne würde man dem Papst ins Herz schauen. Und in den Verstand.

Wie gerne würde man dem Papst ins Herz schauen. Und in den Verstand. Von welchen Gefühlen und Überlegungen hat er sich an diesen beiden Wochenenden leiten lassen? Die späte Kardinalswürde für Karl Lehmann wird als Korrektur wahrgenommen, da kann der Vatikan noch so oft erklären, schon lange habe Johannes Paul II. Lehmanns Beförderung "in pectore" gehabt. Doch was hat sich da - eine Woche nach der umfassenden Vorbereitung seiner Nachfolge durch die Ernennung von 37 zur Papstwahl berechtigten Purpurträgern - seiner Brust entrungen: Freude oder nur ein Stoßseufzer, dass es sich verzögern, aber nicht vermeiden ließ? Wie Lehmann übergangen wurde, hatte man mit Verwunderung notiert. Und viele in Deutschland auch mit Verletzung. Der Oberhirte einer der mächtigsten - und reichsten - nationalen Kirchen, der mit der Verteidigung der Schwangerschaftsberatung zwar Unmut in Rom erregt, sich aber damit zugleich um die Einheit der deutschen Gläubigen verdient gemacht hatte. Wenn der Papst verstanden hat, welche Wunde er da geschlagen hat, dann ist es ihm umso höher anzurechnen, dass er unter dem Risiko eines kleinen Autoritätsverlusts so schnell nachgab, um die Verletzung zu heilen. Klug ist es aber auch. Durch die Berufung ins höchste Kollegium bindet Johannes Paul II. Karl Lehmann ein und verpflichtet sich einen Mann, der zwar fortschrittlicher denkt, es aber wie wenige andere versteht, Mehrheiten zu organisieren. Da muss das Herz dem Verstand auch mal folgen.

cvm

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