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Was vom Häuschen übrigblieb: Zerstörtes Eigenheim in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Mayschoß.

© imago

Katastrophenschutz: Warum wir alle zuständig sind

Wir hätten gern Schuldige. Leider sind ziemlich viele von uns mitschuld, wenn ganze Landesteile im Starkregen absaufen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

Ein großer Redner ist Armin Schuster sicher nicht. Insofern ist er nicht der ideale PR-Manager des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das er seit acht Monaten führt. Das verstellt möglicherweise den Blick darauf, dass an der Katastrophe, die sich seit Tagen im deutschen Westen abspielt und schon eine vermeidbar hohe Zahl von Leben gekostet hat, nicht eine Behörde und eine Person Schuld haben, sondern – das Wort ist unsexy: Strukturen. Schusters BBK kann sich noch so viel „strategische Neuausrichtung“ verordnen: Es bliebe weitgehend unzuständig, außer im Kriegsfall. Einstweilen fließen seine Informationen zu langsam und oft unverständlich dahin, wo sie gebraucht werden. Und sie fahren gegen eine Wand aus Ignoranz und Arroganz. Da sind Politiker:innen, die wie NRW-Innenminister Reul gegen besseres Wissen behaupten, man könne Naturkatastrophen ja nicht vorhersehen. Aber da ist auch eine Bevölkerung, die nach wie vor im Winter weitgereiste Tomaten isst, die Flussufer mit Eigenheimen versiegelt und die Klimaanlagen ihrer Panzer-Pkw hochdreht, weil es, oh Wunder, ja draußen immer heißer wird. Wir sind es, die diese Politik wählen. Weil wir glauben wollen, dass die Katastrophe in Bangladesh und Kalifornien bleibt und uns verschont.

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