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Eine Brücke ins nichts: der BER.

© dpa

Kein Berater, kein Eröffnungstermin: Nebenschauplätze behindern das BER-Projekt

Der Irgendwann-Großflughafen hat keinen Kapitän und nach der Absage von Wilhelm Bender jetzt nicht mal mehr einen Berater. Weil sich die Hilfskapitäne nebenbei ums Prestige prügeln.

Das passt doch: Berlin und Brandenburg haben immer noch keinen neuen Großflughafen, nicht einmal einen neuen Eröffnungstermin, immer noch keinen neuen Geschäftsführer, der diesen Irgendwann-Eröffnungstermin dieses Irgendwann-Großflughafens festlegen und einhalten könnte – wen stört es da noch, dass nun der gerade erst auserkorene Chefberater Wilhelm Bender wieder hinwirft, bevor er überhaupt richtig angefangen hat? Berlin und Brandenburg müsste es stören. Eigentlich.

Die irreparable Personalie an der scheinbar irreparablen Baustelle BER zeigt: Berlin und Brandenburg, die politischen Gesellschafter des Pannenprojekts, stehen sich im Weg, statt das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region endlich zum Fliegen zu bringen. Sie verkämpfen sich bei der Frage, wer denn nun die größere Schuld an dem Desaster trägt. Gerade geht es um die nächsten Nebensachen: Wer hat Bender 4000 Euro pro Tag versprochen? Wer hat wem nicht Bescheid gesagt, als es darum ging, Bender einzustellen? Mag sein, dass diese polittaktischen Hakeleien für die Landeschefs Klaus Wowereit und Matthias Platzeck wichtig sind, die im BER-Aufsichtsrat die Plätze getauscht haben und nun im Streit nach ihren neuen Rollen suchen. Das Dumme dabei: Die Hauptfragen geraten zur Nebensache.

Die Hauptfragen sind so einfach wie schwierig: Wann hat die Schaustelle der Unfähigkeit wieder einen fähigen Chef? Wann wird dort wieder mit voller Kraft gewerkelt statt mit vollem Einsatz gerangelt? Und wann fliegen statt der Verantwortlichen mal die ersten Flugzeuge?

Natürlich ist jede Diskussion um den BER nervig, trotzdem sind alle richtig: Sollte ein Berater (auch wenn er eigentlich mal Chef werden sollte und selbst wenn er fähig und erfahren ist) wirklich für eine Zwei-Tage-Woche doppelt so hoch entlohnt werden wie Berlins Regierender Bürgermeister? Sollten die Flugrouten und die Nachtruhezeiten (selbst wenn sie schon einmal festgelegt worden sind) nicht noch einmal zur breiten öffentlichen Debatte gestellt werden? Wie konnte es überhaupt zu diesem Gesamtdesaster kommen, das vor lauter Unterfirmen und Überverantwortlichkeiten in sich selbst stecken bleibt?

Aus jeder dieser Debatten können und müssen Berlin und Brandenburg lernen. Zum Beispiel, dass die Politik nicht unbedingt der beste Baumeister ist. Zum Beispiel, dass man zumindest einen neuen Bauleiter an der Hand haben sollte, wenn man von den alten einen nach dem anderen davonschickt. Zum Beispiel, dass Berlin und Brandenburg gegeneinander keinen Flughafen bauen können.

Das Grundproblem des BER bleibt, dass ihn niemand frei von Nebeninteressen zu seiner Hauptsache macht – nicht der schon länger bedröppelte Wowereit, nicht der nun ebenfalls beschädigte Platzeck, schon gar nicht der kaum mehr vorankommende Interims-Bauchef Horst Amman.

Der Irgendwann-Großflughafen hat keinen Kapitän und jetzt nicht mal mehr einen Berater. Weil sich die Hilfskapitäne nebenbei ums Prestige prügeln.

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