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Meinung: Keine Wohltäter

„Mit Gewinn aus der Lehman-Pleite“ vom 27. Februar Es ist nicht zu fassen, die Targobank schafft es immer wieder, sich im besten Licht darzustellen.

„Mit Gewinn aus der Lehman-Pleite“

vom 27. Februar

Es ist nicht zu fassen, die Targobank schafft es immer wieder, sich im besten Licht darzustellen. Jetzt behauptet ihr Sprecher doch allen Ernstes, „einige Kunden werden mehr zurückbekommen als sie eingezahlt haben“. Das seien aber Einzelfälle.

Diese Einzelfälle soll er bitte mal nennen. Ich kenne keinen einzigen Anleger, der von der Targobank 80 Prozent Entschädigung erhalten hat. Mal abgesehen davon, dass die Targobank gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW Kriterien für ein Kulanzverfahren aufgestellt hatte, die den Großteil der Sparer von dieser Regelung ausschlossen, blieben die Quoten weit darunter: Die niedrigste Quote betrug 28 Prozent, die höchste 55 Prozent, die Fälle sind mir namentlich bekannt. Dem Kulanzangebot stimmte die Targobank übrigens nur deshalb zu, weil eine Strafanzeige mit circa 600 Fällen im Raum stand. Andere Banken haben ihre Kunden generell mit 50 Prozent entschädigt – ohne Fußangeln wie die Targobank. So waren sich einige Sparkassen bewusst, dass ihr Image leiden könnte. In den Gerichtsverhandlungen bestand die Targobank immer darauf, die – angeblich wertlosen – Zertifikate „Zug um Zug“ zurückzuerhalten.

Und selbst, als sich Ende letzten Jahres herauskristallisierte, wie hoch die Insolvenzquote ausfallen würde, präsentierte sich die Targobank noch als Gönner vor Gericht und bot großzügig

20 Prozent als Vergleich an – natürlich gegen Rückgabe der Zertifikate.

Um negative Urteile zu verhindern, vergleicht man sich vor dem Oberlandesgericht mit bis zu 100 Prozent oder zieht wenige Tage vor dem BGH-Prozess die Berufung zurück, um ein Grundsatzurteil zu verhindern. Aber vorher prügelt man die Oma durch die Instanzen. Das Problem dabei: Bei einem Vergleich trägt jeder seine Prozesskosten selbst und die jahrelange psychische Belastung geht an niemandem spurlos vorüber.

Die Lehman-Pleite hat eine Klagewelle wie noch nie ausgelöst. Die Richter ersaufen immer noch in neuen Akten und um das Verfahren abzukürzen, werden Standardschreiben verschickt. So diente mir „meine“ Richterin vor ein paar Tagen einen Vergleich in Höhe von 15 Prozent (!) an.

Ich habe den Glauben an die Gerechtigkeit verloren. Ich kann nur jeden warnen, sich bei seiner Bank „beraten“ zu lassen. Wenn nun eine Insolvenzquote von 20 oder hoffentlich 30 Prozent herauskommen sollte, ist das kein „Gewinn“, sondern bestenfalls eine „Wiedergutmachung“.

Angelika Theiler,

IG der Lehman-Geschädigten Berlin

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