zum Hauptinhalt

Meinung: Kino der Gefühle

BILANZ DER BERLINALE

Es wurde geweint, gelacht und gesungen auf der Bühne des BerlinalePalasts: Die diesjährige Preisverleihung war wohl die emotionalste in der Geschichte des Festivals. Fatih Akin, der Gewinner des Goldenen Bären, dreht seine Filme aus dem Bauch heraus: mit Wut, Verve, Leidenschaft. Seien wir ehrlich: „Gegen die Wand“, sein in der zweiten türkischen Migrantengeneration angesiedeltes Liebesdrama, war nicht der beste Film in diesem Jahr. Aber nach all den feel-bad-movies, den düsteren Bildern einer von Flüchtlingen, Drogenschmugglern, Prostituierten, Malochern und Loosern bevölkerten Welt ohne Gnade, erfüllte er eine Sehnsucht: nach Herzenswärme. Nach Geschichten, die so grausam sein mögen wie die Wirklichkeit, aber Erbarmen haben mit ihren Helden. Mit uns. Die Filmemacher werden jünger. Mit gerade 30 Jahren vertritt Akin eine neue, energische Regiegeneration, die zwischen den Kulturen aufwuchs, mit der Globalisierung im Handgepäck. Es drängt sie, die eigenen, meist nicht erfreulichen Geschichten zu erzählen. Auch wenn sie (noch) nicht genau wissen, wohin mit ihrer Kraft: Von diesem Kino der unreinen Mischung, der ungepflegten Unterhaltung wünscht man sich mehr. Glamour ist out, Gefühle sind in. Die Berlinale 2004 präsentierte ein Weltautorenkino, das härter und politischer geworden ist. Und menschlicher. Ein schwacher Jahrgang? Mag sein. Aber unsere Befindlichkeit, die realen und gefühlten Krisen der Gegenwart, traf das Festival doch. Mitten ins Herz. chp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false