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Meinung: Klare Kante

„Kein gutes Gefühl“ vom 1. September Pöbelnde und um sich schlagende Jugendliche?

„Kein gutes Gefühl“ vom 1. September

Pöbelnde und um sich schlagende Jugendliche? Was ist daran schlimm? Sie wollen doch nur spielen. Schließlich

machen sie das nicht vorsätzlich. Sie

haben eben zu wenig Sozialkompetenz und Kleinhirn, und zu viel Testosteron und Kraft. Solange ihnen keiner zufällig im Weg steht oder „guckt“, passiert ja nichts. Das mit dem Testosteron und

der Kraft gibt sich meist bis spätestens Mitte dreißig. Bis dahin muss eine freizügige Gesellschaft ein paar traumatisierte Opfer in Kauf nehmen, damit unsere Jugend unverbogen aufwachsen kann, oder? Der erforderliche gesamtgesellschaftliche Konsens in den grundlegenden Fragen der Erziehung ist seit den 1970ern ständig geschwunden und heute kaum noch vorhanden. Jeder, egal ob Staat, Gruppierung oder Individuum, macht auf diesem Gebiet, was er will, keiner macht, was er nach objektiven Maßstäben tun sollte, alle machen das mit, und Schuld sind immer die Umstände oder die anderen. Im Ergebnis haben wir nun die Kinder, vor denen unsere Eltern uns immer gewarnt haben. Da hilft wohl nur dreierlei: Zurück zum Common Sense. Der mag unbequem sein, ist aber nicht lebensgefährlich. Klare Kante, insbesondere für die männliche Jugend. Und Entlarvung der verbreiteten, alles relativierenden Gutmenschenattitüde als das, was sie ist: hoch gefährlich, weil zutiefst verlogen (oder, bei fehlendem Vorsatz, grenzenlos dumm). So lange, bis jeder wieder weiß, was klassischer Common Sense ist, und sich auch so benimmt, braucht man leider das Mehr an Ordnungsmacht, das man in der Vergangenheit glaubte, sparen zu können. Um konsequent und wirksam Grenzverletzungen zu sanktionieren, auf dass sie zukünftig unterbleiben. Parallel dazu muss man auch wieder in großem Maßstab vernünftige und betreute Freizeitangebote fördern. Die wirken zwar erst wieder für zukünftige Generationen und haben auch in früheren Zeiten nicht alles erreicht, sind aber um Welten besser als das heutige

Laissez-faire.

Michael Grunwald,

Berlin-Schmargendorf

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