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Klimaerwärmung: Manche finden's kalt

Jahrelang durfte man nicht öffentlich sagen, dass man die Klimaerwärmung nicht spüre. Jetzt gibt es wissenschaftliche Rückendeckung, was unseren Autor wütend macht. So falsch lag er schließlich nicht.

Fünfzehn Jahre lang habe ich in dem Bewusstsein gelebt, dass es immer wärmer wird, nur, ich merke es nicht. Oder ich bin immer am falschen Ort. Es gab in Deutschland etliche extrem eisige und lange Winter und einige erstaunlich kühle Sommer. Mein Vater lebte in Südafrika, wo es, seinem Empfinden nach, ebenfalls nicht wärmer wurde. In allen Zeitungen aber stand, dass es weltweit ständig wärmer wird und dass jeder, der etwas anderes zu empfinden glaubt, sich entweder irrt oder bösartigen Fälschern auf den Leim geht.

Ich war in Potsdam und sprach lange mit einem Klimaforscher. Er sagte, dass mein subjektives Klimaempfinden sich verändert habe. Ich sei inzwischen eben so an die allgegenwärtige Wärme gewöhnt, dass ich schneller friere. Er zeigte mir Temperaturkurven, die alle, mit ein paar Dellen, klar nach oben wiesen.

Deshalb bin ich jetzt ein bisschen wütend. So falsch lag ich gar nicht. Es wird nämlich tatsächlich nicht wärmer, und seit ein paar Monaten darf man das auch schreiben. Zitat aus dem „Spiegel“: „Seit 15 Jahren stockt die Erwärmung. Der Aufwärtstrend der globalen Durchschnittstemperatur hat sich seit 1998 nicht fortgesetzt.“ Dies ergäben Daten der Nasa und des britischen Met Office, welches annimmt, dass es erst mal so bleibt.

Zitat aus der „Süddeutschen Zeitung“: „Das Schmelzen macht Pause.“ Das Eis in der Arktis schmelze langsamer ab. In der Antarktis wächst es wieder. Sogar auf der Website von Greenpeace steht: „Die Temperatur hat sich auf einem hohen Niveau stabilisiert“ – und zwar seit rund 15 Jahren. Die Ursachen sind umstritten, es könnte mit den Ozeanen zusammenhängen, vielleicht auch mit der Ozonschicht, die sich dank der Klimaschutzmaßnahmen wieder stabilisiert.

Wer aber das, was heute auf der Seite von Greenpeace steht, als Wissenschaftler bereits vor fünf Jahren öffentlich erklärt hat, der musste sich als Klimaleugner oder als gefährlicher Irrer beschimpfen lassen. Fest steht, dass es bis Ende der 90er eine Zeit lang wärmer wurde, fest steht, dass ein Klimawandel kein Hirngespinst ist.

Nur scheint er komplexer, weniger vorhersagbar und eindeutig zu verlaufen, als es uns Laien jahrelang gepredigt wurde. Ich habe deshalb ein Akzeptanzproblem, was die Klimaforschung betrifft. Wenn man mehr als ein Jahrzehnt lang nicht die Wahrheit sagt oder die Fakten nicht erkennt, wie glaubwürdig ist man dann eigentlich noch? Warum soll ich jemandem, der im Jahre 2000 falsche Prognosen über das Klima des Jahres 2010 verbreitet, seine heutigen Prognosen über das Jahr 2100 abkaufen?

Am Montag erscheint wieder ein Klimareport. Und bald beginnt der Berliner Winter. Es wird vermutlich kalt und dunkel.

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